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Dankmar: Johannes Paust, der Schwarzkünstler.
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— „Hieraus gellt klar hervor, dass diejenigen sich täuschen,
welche glauben, dass die Hexen sich körperlich durch die
Luft bewegen, während es nur im Geiste oder im Traume
geschieht und sie unbeweglich zu Haus liegen." — Bodinus
erwähnt auch in seinem Werke: — „De magorum
daemonomania" — cap. 12, dass Hexen, welche sich im
Kerker vor ihm gesalbt hätten und dadurch eingeschlafen
wären, nach ihrem Erwachen erzählten, dass sie mit ihren
Mitgesellen an gewisse Orte geführt worden seien, ausserdem
: — „erzehleten sie frembde Händel, so an unterschiedenen
Orten passiret wären, welche auch wahrhafftig also befunden
worden." — Wir finden also, dass Hexen — noch im Kerker
— gierig nach der sie betäubenden Salbe verlangten,*) welche
sie — gleich Opium und Haschisch — in angenehme
Träume mit wollüstigen und verbrecherischen Bildern versenkte
, und zwar war dieser Zustand — ein „steinharter
Schlaf", — das, was man heute — Katalepsie mit
Opiatvergiftung nennen würde. Ohne Folter, geben sie
freiwillig eine Beschreibung ihrer orgiastischen Sabbathe, und
wir kennen sogar viele Fälle von Selbstanzeige; wir müssen
daher mit Professor Dr. M. Perty annehmen:**) — „Die
Uebereinstimmung der Aussagen erklärt sich aus der
Seelengemeinschaft der Betreffenden, die oft sich über den
Sabbath unterhalten hatten: — was in der Vision und in
ihrer inneren Welt sich begeben, das nahmen die Richter
für greifbare Realität." — Die Hexen sind also eine Art
Glaubensgenossenschaft, welche uralt überlieferte Zauberbräuche
übte, durch Salbe oder Autohypnose somnambul
wurden und in eine gewisse fernsehende Seelengemeinschaft
und die Hexenfahrt" — „Sphinx** 1890, IX, 50 entnommen, (jetzt ist
sie aufgenommen in desselben Autors schon erwähntes, kürzlich erschienenes
Werk: — „Die Geheimwissenschaften" III, 2, 567 ff,, welches
Werk den 2. Band seiner: — „Geschichte des Occultismus" bildet).
*) Andreas de Laguna, Leibarzt Papst Julius HL, untersuchte
die Hexensalben und konstatirte folgende Bestandteile: — Extract
von Schierling, Nachtschatten, Mandragora, Bilsenkraut. Johann
Baptista a Porta in seiner — „Magla naturalis" II, 26 — giebt an: —
Fett eines noch ungetauften Knaben, in einem kupfernen Kessel
gekocht, dazu Eleoselinum (Sellerie), Aconitum (Wolfsmilch), Pappelzweige
und Russ. Nach ffierus „De praestigiis daemonum" Lib. III,
cap. 17 enthält die Hexensalbe: — Sium (Wassermerk), Acorum
(Wasserschwertel), Pentaphyllon (Fünftingerkraut), Nachtschatten (Solanum
), Oel, Fledermausblut und Tollkirsche. Zum Salben entkleideten
sich die Hexen vollständig, setzten sich meist rittlings auf eine Bank,
einen Backtrog, oder Schweinstrog und salbten sich um die Achselhöhlen
und Geschlechtsteile. Vergi. „Psych. Sfcud." Juli-Heft 1892
S. 289 ff. und August-Heft 1892 S. 389 ff., 392. —
**) Siehe Prof. Dr. Max Perty1 & gediegenes Sammelwerk: — „Die
mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur" I, 434.
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