Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 178
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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178 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1896.)

geschaffenen Centraiorgan gleichsam spiegelt und so im
menschlichen Gehirn zum Bewusstsein seiner Ewigkeit gelangt.)

Die treibende Kraft in uns ist also dieser göttliche
Allgeist; er ist der innere unsterbliche Lenker, alles andere
ist vergänglicher Leib. Dies ist das höchste Geheimniss,
das unter anderem am Bild des indischen Feigenbaumes
verdeutlicht wird, der sich stets neu verjüngt, indem er
immer neue Triebe herabsenkt, die selbst wieder zu
Wurzeln werden. „Das Feine, das Du nicht wahrnimmst,
ist das einzig wahrhaft Reale; die Weltseele, das bist Du!14
Dieses mit dem abstracten Denken schliesslich identische
absolute Sein ist demnach die einzige Realität, alles
andere ist Maja, d. i. ein Trugbild, blosse Scheinwelt.
Der Gipfel der Weisheit aber ist, das, was unser innerstes
Wesen ausmacht, als Eins mit dem ewigen B rahm an
(nicht etwa blos als einen Ausfluss der Weltseele) zu erkennen.
I)iese Erkenntniss ist zugleich die Erlösung der Seele aus
dem Samsära, dem Kreislauf des empirischen Daseins,
welches lediglich auf täuschendem Schein beruht. Wer zu
diesem höchsten Ziel menschlichen Strebens gelangt ist, der
hat zugleich mit dieser Einsicht die ersehnte Ruhe gefunden;
sein ist dann das Weltall, weil er selbst das Weltall ist.
Alle philosophischen Systeme verfolgen bis auf den heutigen
Tag lediglich den Zweck, die Wege zu diesem erhabenen
Ziel zu zeigen, wobei die Gemüthsstimmung des Inders, der
vor allem die Ruhe liebt, also sein Quietismus wesentlich
in Betracht kommt. Denn der Gedanke, dass er herabsinken
könnte in niedere Daseinsformen, etwa eines Thieres
oder gar in die Hölle der unseligen Geister, erfüllt seine
Seele mit Grauen und lässt ihn jedes Mittel versuchen, um
durch Askese und Contemplation sich zu läutern und zur
Höherentwickelung fähig zu machen.

Aber auch die Götter der Volksreligion stehen im
Kreislauf alles Daseins; wenn ihre Kraft in ihrer bisherigen
Existenzform erschöpft ist, so unterliegen auch sie der
Wandlung. Während sich nun der Volksglaube in diesen
quälenden Vorstellungen bewegte und abmühte, drängte
sich immer mehr das Bedürfniss und damit auch die
Hoffnung auf, dass es eine endliche Erlösung aus diesem
Wirrsal gebe, und so zogen sich die edelsten Männer in
die Einsamkeit zurück, um dort das letzte Geheimniss vom
Urgrund aller Dinge zu ergründen. Von der Ewigkeit der
Seele war man überzeugt; wie kann man sich aber von der
persönlichen Fortdauer befreien? Offenbar nur durch
Lostrennung von denjenigen Attributen derselben, welche
das Be wusstsein bedingen.


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