Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 180
(PDF, 187 MB)
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180 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 4. Heft (April 1896.)

Zeit fortdauert, wie die Töpferseheibe nach der Vollendung
des Topfes noch eine Zeit lang fortschwingt. —

Im ausgesprochenen Gegensatze zu diesem monistischen
„Vedantasysteme" steht das sogenannte „Sänkhyasystem des
,,Kapila", welches Redner bei den ßrahmanen in Benares
eingehend studirte. Dieses lässt das Verschiedene zu, indem
es in dualistischer Weise zwei anfangslose und ewige
Dinge,*) die vielgestaltige Materie und die Seele annimmt,
welche letztere dabei gleichfalls als unendliche Vielheit,
nicht als Weltseele gedacht wird. Am Ende eines Weltalters
kehren die unendlich verschiedenen Producte wieder
in die Urmaterie zurück, worauf der Kreislauf alles Seins
von neuem beginnt.

Das „Sänkhyasystem" befasst sich noch eingehender
mit den psychologischen Problemen. Die Existenz der
Seele wird aus der Idee des Ichs abgeleitet, der Beweis
für die Nothwendigkeit einer Seele mit der Noth-
wetidigkeit eines Regierers erbracht. Diese Leitung beruht
jedoch nicht auf bewusstem Willen, sondern blos
auf dem Vorhandensein der Seele im Leib, die einen
mechanischen Reiz (ähnlich dem des Magneten) auf ihn
ausübt. Die Einzelseele wird hierbei als reiner Geist
bezeichnet, attributslos, qualitätslos, veränderungslos und
willenlos, anfangs- und endlos, immateriell, von der Urmaterie
mit allen ihren Produkten wesensverschieden. Alle psychischen
Functionen, Fühlen, Wollen und Denken, sind Vorgänge im
materiellen Organ, d. h. im Nervensystem. Wenn dieses die
Eindrücke von der Aussenwelt empfängt, so nimmt es
zugleich die Form derselben an. Diese Bilder der Aussenwelt
können abstracte Vorstellungen, aber auch Leidenschaften
und Begierden erregen. Alle diese mannigfaltigen Prozesse
bestehen in Modificationen, beständigen Umgestaltungen des
inneren Organs, entsprechend dem Wechsel und Wandel
der Aussenwelt in ihren materiellen Veränderungen. Die psychischen
Verrichtungen sind demnach zunächst rein mechanische
Prozesse in der Materie. Frühere Forscher meinten daher
, die Seele sei im „Sänkhyasystem" ganz überflüssig. Was sie
zu leisten hat, whd allerdings nur bildlich gesagt: — die

*) Vgl. hierzu meine Bemerkung über die sogar von Professor
E. Haeckel im Widerspruch mit seinem materialistischen Monismus
zugelassene Möglichkeit zweier Ursubstanzen (des von Professor
Crookes „Protyl" genannten, verschiedenartig gelagerten Urstoffs
und des homogenen, alles bewegenden Weitäthers) in meinem
„Offenen Brief an Professor Dr. L. Büchner", worauf mir dieser Vorkämpfer
des Materialismus die Antwort schuldig geblieben ist („Psych,
Studien" 1893, 6. Heft, S. 294). — Maier.


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