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Karze Notizen.
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Electricität in Bewegung gesetzt würden [vergl „Psych. Stud."
Februar-Heft 1896 S. 91], ohne sich gegenseitig zu hindern
und in der Bahn zu stören. Sie prallen, wie er meint, nicht
gegen einander, sondern werden erst dann gehemmt, wenn
sie die Wand des Glases treffen, wobei ein solches Bombardement
von electrisch geschleuderten Luft- oder Gasmolekülen
stattfindet, dass die Glaswand zu leuchten beginnt.
Die 'strahlende Materie' — so nannte Crookes die electrisch
in Bewegung gesetzten verdünnten Gase — hat die Fähigkeit,
geeignete Körper zum Phosphoresciren, d. i. zum Selbstleuchten
, zu bringen. Beryllerde, in ein solches Rohr gethan,
phospborescirt blau, Lithium goldgelb, der Smaragd
karmesinroth. Am schönsten und schnellsten aber phospborescirt
der Diamant. Ein Diamant, der bei Tageslicht
grün, bei Kerzenlicht aber weiss erschien, gab in einer
Crookes'sehen Kugelröhre, als die molekulare Entladung von
unten gegen ihn gerichtet wurde, ein grünliches Licht, das
im Dunkeln mit dem Glänze einer Kerze strahlte. — Unsere
nebenstehende Abbildung zeigt die Anwendung des eben
beschriebenen Versuches. [Sie ist entnommen aus W. Crookes*
Schrift: — „Strahlende Materie" (Leipzig, Quandt fr Händel).
In derselben erstrahlt ein in einer solchen an beiden Seiten
abgespitzten, in der Mitte kugelförmig ausgebauchten
gläsernen Crookes'schen Bohre angebrachter Diamant, auf
den der positive und negative Pol einer Batterie ihre
electrischen Strömungen richten, in hellstem Lichte.J Crookes
brachte die phosphorescirenden Stoffe unmittelbar in die
Bahn der sogenannten strahlenden Materie, die als solche
nicht leuchtet, sondern das Leuchten, anderer Substanzen
hervorruft. Röntgen fand, dass von den electrisch erregten
verdünnten Gasen eine Strahlung in die Ferne stattfindet,
und zwar durch undurchsichtige Umhüllung hindurch, und
er nannte die Erscheinung X-Strahlung, U. s. w." — Diese
X-Strahlung muss aber in der Natur allenthalben vorhanden
sein und bedarf bei gewissen Personen, die wir „Medien"
nennen, nicht erst electrisch erregter Ströme, wie unser im
Februar-Hefte 1896 S. 90 ff. angedeutetes Zöfltoer'sehes
Experiment mit Slade in det Durchschaubarkeit zweier
gekreuzter Nicofscher Prismen, sowie noch ein anderes
gerade aus strahlendes, weil gerade Schatten werfendes
Geisterlicht aufs deutlichste beweist. Hoffentlich werden
sich die hierauf aufmerksam gemachten Physiker die Mithilfe
derartiger Medien bei ihren Beobachtungen nicht weiter
entgehen lassen, wenn es auch sehr schwierig sein sollte,
einen zweiten Slade zu entdecken, dessen mediumistische
Begabung in dieser Richtung so erstaunlich war, dass der
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