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Dankmar: Johannes Faust, der Schwarzkünstler.
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innen, statt des gewöhnlichen von aussen, ein Wirken der
Erscheinung auf die Erscheinung, vermöge des Wesens an
sich, welches in allen Erscheinungen Eines und Dasselbe
ist, möglich sein müsste. — A. a. O. S. 111. — Ich will
hier noch eine Stelle aus Schopenhauer's: — „Parerga und
Paralipomena" I, 308 anführen: — „Der lebhafte und
sehnsüchtige Gedanke eines Anderen an uns vermag die
Vision seiner Gestalt in unserem Gehirn zu erregen, nicht
als blosses Phantasma, sondern so, dass sie leibhaftig und
von der Wirklichkeit ununterscheidbar vor uns steht. . . .
Der Fall ist so oft und von so verschiedenen Seiten erzählt
und beglaubigt worden, dass ich ihn unbedenklich als
thatsächlich begründet nehme." — (Das schrieb Arthur
Schopenhauer schon im Jahre 1850, als ihm noch so unvollkommenes
Material zur Verfügung stand, wie es ein
Szapary, J. C. Henning, Horst, Jung-Stilling bieten konnten,
und er eigentlich nur aus dreien, wissenschaftlich zu
nennenden Werken zu schöpfen vermochte: — aus /. Kerner ^
Fr. Fischer und D. G. Kieser. Was würde erst heute
Schopenhauer schreiben, wie würde erst heute sein Urtheil
lauten, wenn er die — „Phantasms of the Living" — mit
ihrem von E. Gurney, F. W. H Myers, F. Podmore exaet-
wissenschaftlich beobachteten Thatsachennmterial in Händen
gehabt hätte, wenn er Aksakow1^: — „Animismus und
Spiritismus'*, diese Phänomenologie des Uebersinnlichen,
gekannt hätte? Würde er nicht Werke, wie L B. Heilenbach's:
— „Vorurtheile der Menschheit" — und — „Geburt und
Tod" — oder Dr. du Prel's: — „Philosophie der Mystik"
— und — „Monistische Seelenlehre" — freudig begrüsst
haben? Ganz gewiss! — hat er doch nichts mehr gehasst,
als den „Skepticismus der Ignoranz", welcher diesen
Phänomenen stets vom Materialismus, dieser „Bedienten-
stubenphilosophie<k, entgegengebracht worden ist.) — Schopenhauer
aber schliesst ganz richtig, dass jenes wirkende Agens,
durch welches der Zauberer (oder Magnetiseur) die erstaunlichsten
und dem gesetzmässigen Naturlauf scheinbar
widersprechenden Wirkungen hervorruft, nichts anderes ist,
als der Wille des Magiers, worüber unter denen, die Praxis
und Theorie verbinden, kaum ein Zweifel walten wird. Und
im Anschluss an des Paracelsus Wort: — „Glaube soll die
Imagination bestätigen, denn Glaube beschleusst den
Willen", — beendet E. von Hartmann das Kapitel VIII A.
seiner — „Philosophie des Unbewussten": — „Je mehr
Wille, je mehr Macht, und das ist der Schlüssel zur Magie."
Im Maleficiura, d. h. schädigenden Hexenverbrechen,
haben wir eine solche unmittelbare Gewalt, welche der
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