Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 204
(PDF, 187 MB)
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204 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1896.)

magisch erregte Wille auf Andere ausüben kann, vor uns;
wir können die Wirkung desselben beobachten von der
Erzeugung der Hallucination der eigenen Gestalt an: —
was — wie uns die Prozessakten berichten — die Hexe
zur Beunruhigung der gehassten Person gethan, bis zur
unmittelbaren Einwirkung des Willens sogar auf leblose
Gegenstände. So unglaublich das Letztere auch scheint, so
liegen gerade dafür aus den letzten 40 Jahren vier wohlverbürgte
Zeugnisse vor, dass sensitive Personen durch ihren
blossen Willen die Nadel des Kompasses abgelenkt haben.*)
An dieser Stelle soll es ausgesprochen werden: um
über derlei schwierige Dinge urtheilen zu können, muss man
zuerst das Mittelalter mit seinen Berichten über schädigende
Magie genau keimen und als erklärendes Gegenstück dazu
den Somnambulismus und Hynotismus studirt haben. Ehe
mau aber rationalistisch erklären oder gar absprechen will,
denke man erst über Arthur Schopenhauers Worte nach**):
— „Um über alle geheime Sympathie, oder gar magische
Wirkung, vorweg zu lächeln, muss man die Welt gar sehr,
ja ganz und gar begreiflich finden. Das kann mau aber
nur, wenn man mit überaus flachem Blick in sie hineinschaut
, der keine Ahndung davon zulässt, dass wir in ein
Meer von Eäthseln und Unbegreiflichkeiten versenkt sind und
unmittelbar weder die Dinge, noch uns selbst von Grund
aus kennen und verstehen." — Und in den Sybillinischen
Blättern" /. G. Hamann% „des Magus im Norden", steht
das bedeutungsvolle Wort geschrieben: — „Doch lasst uns
nicht die Wahrheit der Dinge nach der Gemächlichkeit,
selbige uns vorstellen zu können, schätzen. Es giebt Handlungen
höherer Ordnung, für die keine Gleichung durch die
Elemente dieser Welt herausgebracht werden kann."

Die Wenigsten unter den Hexen werden das Maleficium
wirklich geübt haben, und die meisten Verbrechen werden
imaginäre gewesen sein; unendlich Grösseres haben die
Richter verschuldet. Aber so betrachtet, ,,hat man" — wie
Schopenhauer bemerkt***) — „den Schlüssel zu dem Verbrechen
der Hexerei, dessen eifrige Verfolgung danach doch nicht
allen Grundes entbehrt. Wenn sie gleich in den allermeisten

*) Ueher zwei dieser Falle lebe man noch bei Schopenhauer a. a. 0.
S. 103 und 104; über einen dritten berichtet Prof. Dr. Fechner in
„Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers"
p. 26 ff. und über den vierten Professor Zöllner: — „Wissenschaftliche
Abhandlungen« II, 1, 330, 335, 339.

**) Siehe Schopenhauer: — „Ueber den Willen in der Natur."
S. 109.

***) Siehe Scfwpenhauer a. a. O. S. 108.


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