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234 Psychische Studien. XXIH. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1896.
die Nahrung, während die Personen, welche mit ihrer
Lebenskraft auf diese Weise herhalten mussten, dies zum
Theil kaum wenige Tage aushielten; sie wurden dadurch
zu sehr geschwächt, vermochten sich das verlorene Od nicht
schnell genug zu ersetzen. Allein auch viel schädliche Einflüsse
wurden von der Hauffe verzeichnet, indem sie angab,
durch die vielen Neugierigen auch physisch geschwächt zu
werden, so dass sie „viele Monate ihres SoLnenkreises verlor"
und dies zahlenmässig genau angab.
Im Zusammenhange mit dieser seltenen Empfindlichkeit
für biomagnetische Einflüsse scheinen mir aber auch
ihre Ankündigungen über bevorstehende Wandlungen im
Befinden und in ihren Erlebnissen zu stehen. Es ist bequem,
diese Prophetieen auf „Geistereingebungen" zurückzuführen;
wir verfahren aber ungleich natürlicher, die Kraft zu solcher
Gabe zunächst im Menschen selbst zu suchen, und das bringt
mich auf ein neues Gebiet» Ich vermisse nämlich am meisten
bei den Beobachtungen an dieser Sensitiven die Stellung
und laufende Controle ihres Horoskops.
Zschokke erzählt in seiner — „Seibstschau%i — von der
Hochsensitiven Katharina Beutler, wie sie den Polarstern und
andere Sterne durch die Wünschelruthe im völlig dunklen
Zimmer gefunden habe. Reichenbach hat schon nachgewiesen,
dass es nicht die Wünschelruthe selbst ist, welche
odische Einflüsse angiebt, sondern nur die Empfindlichkeit
der experimentirenden Personen, und dass man auch ohne
das von ihm als Blendwerk erachtete Hilfsmittel der
Wünschelruthe auskomme. Dies ist aber nicht immer wahr,
denn die Ruthe reagirt nämlich unwillkürlich auf die
odischen Empfindungen und registrirt also solche auffälliger.
Namentlich im vorliegenden Falle war sie zum Anzeigen
der Richtung, in welcher die Sterne standen, ganz unentbehrlich
. Erwiesen aber ist durch die Experimente Zschokke's
und des gleichfalls anwesenden Geologen Dr. Ebel aus Zürich,
dass wir die Strahlen und Qualitäten der Gestirne odisch
empfinden, wenn auch nur von einzelnen Somnambulen
darüber Beweise zu erlangen sind. Diese Versuche mit der
Bender sind aber von grosser Bedeutung, denn es folgt
aus ihnen die Berechtigung der Astrologie, die uns
bisher ein Räthsel war und ganz besonders im 19. Jahrhundert
als höherer Blödsinn galt.*)
Wir unterliegen dem Einfluss der Gestirne und ihrer
*) Das 19. Jahrhundert macht mit dieser „Autklärung" über die
Astrologie nämlich eine freilich sehr kurzlebige Ausnahme in der
Weltgeschichte! — K. [:Man vergl. hierzu vorhergeh. S. 218 ff. — S. d. K.:]
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