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256 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. ö. Heft. (Juni 189t>.)
penetranten Wachskerzen- und Leichengeruch verspürte.
Ich vermochte nicht zu schreien und starrte noch erschreckt
nach der Thür hin, durch welche das entsetzliche Ding
verschwunden war, als vich schon meine Mutter, die Grossmutter
anrufen und fragen hörte, ob sie (Grossmutter) jetzt
im Quartier umhergeschlichen sei. Grossmutter hatte jedoch
geschlafen und nichts gehört.
Wir sprangen nun Alle aus den Betten, machten Licht
und durchsuchten die Wohnung, ohne etwas zu finden, was
das Vorgefallene hätte erklären können. Vater, der sich
Obstgarten
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Kinderzimmer
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Zimmer
der
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F. F. Eingangsthür
F.
F. = Fenster
Th. = Thür
Garten
auf der Jagd befand, war diese Nacht nicht zu Hause,
. unsere Stimmung daher eine um so ängstlichere, die noch
gesteigert wurde, als wir die Entdeckung machten, dass
unser grosser Hund, ein sonst muthiges und wachsames
Thier, hinter dem Bette der Grossmutter verkrochen lag,
schnaubend, mit gesträubtem Haar und grossen, glühenden
Augen. Es dauerte lange, bis wir ihn dazu brachten, aus
seinem Versteck hervorzukommen. Sein Haar war durch
und durch nass von Schweiss. Diese Nacht ereignete sich
nichts weiter. — Am nächsten Tage erzählten wir das
Vorgefallene dem Vater, der uns jedoch nur auslachte und
meinte, wir hätten wohl Alle zusammen geträumt. Da er
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