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Dankmar: Johannes Faust, der Seh Warzkünstler. 261
Delrio ihn einen Zeitgenossen Agripptfs nennt — Für die
nächsten elf Jahre fehlen Nachrichten über Faust) erst 1539
erwähnt ihn der Wormser Stadtphysikus P. Begardi wieder,
und 1561 schreibt der berühmte Arzt und Naturforscher
Conrad Gessner, dass Faust vor nicht allzulanger Zeit
gestorben sei. — Wir haben noch eine sehr wichtige Nachricht
über Faust zu erwähnen, die uns Melanchthoris Schüler
Johannes Manlius in seinen schon citirten „Collectaneis"
bringt. Daselbst sagt Melanchthon auch, dass Faust in Krakau
Magie studirt hätte,*) dass er sich um das Jahr 1527
herum in Wittenberg aufgehalten und durch den Herzog
Johann den Beständigen ausgewiesen worden sei; endlich
erwähnt er auch den Zauberhund Fausfs (Praestigiar),
welcher der „Teufel" gewesen sei, und erzählt seinen
schrecklichen Tod in einem Dorfe in Württemberg. Diese
Nachrichten Melanchthoris sind deshalb auch von so grosser
Wichtigkeit, weil er ja — wie wir früher sahen — lausten
persönlich kannte und nach Augustin Lerchheimer mit dieser
„schändlichen Bestie und Cloake vieler Teufel" in Wittenberg
in Verbindung stand. Ebenso verdammend spricht
Johannes Wier von Faust \ alle Zeitgenossen stimmen überein,
dass derselbe ein den Trunk liebender, jedem Schabernack
geneigter Abenteuerer gewesen sei, der mit dem Teufel ein
Bündniss gehabt und eines schrecklichen Todes gestorben
sei. Wier erwähnt auch in seinem obenerwähnten Werke
des Mephostophiles, den Faust „Schwager" genannt haben
soll, und erzählt von dem furchtbaren Ende, das Faust
genommen; hoch wichtig ist, dass er die Jahreszahl 1540
als Todesjahr Fausfs angiebt, womit auch die Faustbücher
übereinstimmen, so dass also Faust, der 1490 geboren war,
circa 50 Jahre alt geworden ist. Ebenso wie Melanchthon,
lässt Wierus Fausten in einem „Dorff im Wirtemberger
Landt" sterben, während ihn die Faustbücher in einem
Dorf bei Wittemberg sterben lassen. Die Angabe dieser
beiden Zeitgenossen Fausfs ist aber wahrscheinlich richtiger,
denn auch die anno 1567 verfasste sogenannte — „Zimmer1 sehe
Chronika" — giebt an, dass Faust 1540 in Stauffen „dem
*) Schon bei Wierus haben wir gesehen, dass er von einer
Zauberschule in Krakau spricht; solche offizielle Zauberschulen, wo
natürliche und geheime Magie gelehrt wurde, gab es im Mittelalter
mehrere. Ausser der zu Krakau in Polen noch die zu Salamanca
und ToIrtdo in Spanien, zu Vincennes in Frankreich und zu Abo im
„Zauberberühmten Finnland", üebrigens las noch im Jahre 1780
Professor Adam Nietzky in Halle über Chiromantie, Paimistrie,
Astrologie u. s. w., welches Coliegium er „göttliche Kunst" benannte,
Vergleiche dazu Gustav Gessmahn: — „Katechismus der Handlesekunst4
* (Berlin 1889), S. 2. —
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