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Dr. Bormann: Eine kritische Bemerkung über Reichel etc. 267
IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Eine kritische Bemerkung über Herrn Magnetiseur
Reichel von Dr, Walter Bormann und Herrn Reichel's
Erwiderung.
I.
München, d. 30. März 1896.
Hochgeehrter Herr Redacteur!
Längst habe ich Ihnen gegen Einwände, die der
Magnetiseur Willy Reichel gegen du Prel vorbringt, eine
Entgegnung schicken wollen, bin aber aus Zeitmangel bisher
dazu nicht gekommen. Ich bitte nun, dem Folgenden
vielleicht in Ihrem geschätzten Blatte Raum zu gönnen.
Herr Willy Reichel hat im Februar-Heft der „Psych. Stud."
anders als du Prel die Heilverordnungen der Somnambulen
nebst der inneren Schau ihres Körpers auf spiritistischem
Wege erklären zu sollen geglaubt, weil es nicht begreiflich
sei, woher den Somnambulen die medicinischen Kenntnisse
und insbesondere die Kenntniss ihres Leibes denn kommen.
Bei diesen Einwürfen durfte nur gewiss die Erklärungsweise,
die du Prel allenthalben und bereits in seiner „Philosophie
der Mystik" aufstellte, nicht übergangen werden. Dort
schon sagt du Prel, dass „das transscendentale Subject
zugleich das organisirende Prinzip in uns ist", und
hat das in der „Monistischen Seelenlehre" ganz ausführlich
des Weiteren begründet. Sind wir selbst aber die Schöpfer
unseres irdischen Leibes, so ist die Kenntniss seiner
Beschaffenheit im Somnambulismus, in dem unsere
transscendentalen Fähigkeiten aufwachen, in keiner Weise
unverständlich. Da du Prel in allen seinen Schriften immer
wieder diesen Hauptgedanken vorausteilt, dass die Grundlage
für den Spiritismus der Somnambulismus sein müsse,
und dass dieser Schlüssel uns die Einheit von Organisiren
und Denken im Menschen eröffne, so ist es nur billig, dass
dies A und 0 seiner philosophischen Anschauung berücksichtigt
werde, wenn man ihn widerlegen will.
Mit ergebenem, hochachtungsvollem Grusse
Dr. Walter Bormann.
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