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268 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1896.)
XX.
Erwiderung.
Berlin, d. 2. April 1896.
Sehr geehrter Herr Redacteur!
Verbindlichsten Dank für Zusendung des Dr. Bormann-
sehen Briefes. Ich sehe mich eigentlich nicht veranlasst,
für jetzt persönlich darauf zu antworten, denn erstens
braucht Herr Dr. du Prel wohl keine Verteidigung und
zweitens habe ich du Prefs Ansicht gar nicht über- resp.
umgangen. Auf pag. 78 führe ich seine Behauptung ja an,
wende dagegen als solche auch gar nichts ein, sondern
komme nur zu einem anderen Schluss, den mir die Praxis
gelehrt hat. Auf pag. 83 gehe ich sogar soweit, zu sagen,
dass es auf eine theoretische Erklärung nicht zu sehr
ankäme; also ich bin darin bescheiden und führe nur meine
Erlebnisse an. —
du Prel sagt, dass das transscendentale Subject zugleich
das organisirende Prinzip in uns sei; wir selbst seien die
Schöpfer unseres irdischen Daseins u. s. w. Ist denn das
so sicher und unangreifbar, dass jede andere Behauptung
daneben unstatthaft ist? Oder ist das nur eine subjective
Ansicht du Prel's? — Sagt er doch selbst in der Vorrede
zu seinem Werke — „Thatsachen und Probleme" — (Leipzig
1890, S. 6): — „Wenn ich nun aber glaube, in meinen
bisherigen mystischen Schriften dem Leser den Ariadnefaden
in die Hand gegeben zu haben, von welchem geleitet
er sich in diesem Urwald zu orientiren vermag, so bin ich
mir doch bewusst, nur gleichsam eine erste Ansiedlerarbeit
gethan zu haben.*' —
Sind wir selbst die Schöpfer unseres irdischen Leibes,
so ist der Somnambulismus im du Preschen Sinne vielleicht
verständlich. Das kann sein, aber auch nicht; denn
das sind theoretische Raisonnements; exaet wissenschaftlich
bewiesen kann das doch nicht werden. — Ich will du Prel
gar nicht widerlegen, denn um seine monistische Seelenlehre
zu bekämpfen, dazu gehören Bände, und heraus kommt
dabei auch nichts; — übrigens habe ich gar nichts s^u
widerlegen, da ich mit ihm im Grossen und Ganzen übereinstimme
: — ich habe nur für eine Phase des
Somnambulismus eine andere Erklärung. Was
ich wollte, war lediglich, meine Erlebnisse als Praktiker
mitzutheilen, die zurEristik auf diesem Gebiet vielleicht
doch anhörbar sind.
Obiges ist ja aus meiner Abhandlung herauszulesen,
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