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294 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1896.)
gleicht ganz dem Gebanntsein eines Vogels vor dem Blick
einer Schlange, was man in neuerer Zeit naturwissenschaftlich
wegzuleugnen versucht hat
/) f Hinscheiden des Dr. med. Bernhard Cyriax
zu Friedenau bei Berlin. — Als ich im Jahre 1881 Februar-
Heft S. 86 ff. „Dr. med. Cyriax in Sicht!" und noch verschiedene
weitere Aitikel über ihn und von ihm selbst über
seine Propaganda-Reisen in Sachsen und auswärts brachte,
die ihn in Deutschland als Agitator des Spiritualismus
einführen sollten, da er uns als ein gutes Sprechmedium
empfohlen war, gedachte ich nicht, dass unsere beiderseitigen
Pfade infolge seines totalen Missverständnisses des Zieles der
„Psych. Studien" und meines Strebens so bald auseinander
führen und uns in Leipzig persönlich trennen würden. Er
kannte die diffizile Stellung unseres Journals gegenüber der
skeptischen Gelehrten- und sogenannten gebildeten Welt bei
uns nicht, die ihm doch später selbst Leipzig verleideten. Der
Unterschied unserer beiderseitigen Auffassungen bestand
darin, dass wir in unserem Journal die exaete und experimentelle
Forschung vertiaten und vorsichtigerweise nicht
alle räthselhaften Erscheinungen unseres Seelenlebens sofort
ohne gründliche Prüfung den „Geistern des Jenseits"
zuschrieben, während dies in den mediumistischen Seancen
und Vorträgen des Dahingeschiedenen von vornherein als
G-laubensartikel feststand, so dass er dem Schreiber dieses
sogar den Charakter eines „Geistgläubigen" öffentlich durch
Schrift und Wort absprechen zu dürfen glaubte. Er
gründete mit Besser 1880 ein eigenes Journal, den
„Sprechsaal" — und später die „Spiritualistischen Blätter",
als er sich auch von Besser trennte, die er zum Theil noch
in Leipzig, zum Theil in Berlin als „Neue Spiritualistische
Biälter' fortsetzte. Trotz dieser Differenzen, welche mir in
Leipzig und auswärts eine grosse Anzahl Spiritisten eine
Zeit lang persönlich und selbst vom Journal abwendig
machte, habe ich keinen persönlichen Hass gegen ihn
genährt, sondern mich nur reservirt gehalten, zu Zeiten
sogar die Partei des Vielangegriffenen genommen. Ein
seltsames Erbschaftsvermächtniss der Frau Baronin
Julie von Güldenstubbe brachte uns abermals in unliebsame
Conflicte, welche in „Psych. Studien" Februar-Heft 1889
S. 81 ff, genugsam erörtert sind. Das Alles hat mich jedoch
nicht verhindert, ihn als Ehrenpräsidenten des Vereins
„Sphinx" in Berlin vor drei Jahren (October-Heft 1893)
bei Gelegenheit der Seancen der Mrs. dlEsptrance wieder
zu begrüssen und ihm versöhnlich die Hand zu drücken.
Persönlich hatte er ein ehrwürdiges, patriarchalisches
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