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v. Krasnicki: Drei Berichte von spukhaften Erscheinungen. 299
Seidenkleidern sich umherbewege. Alles war finster. -Das
rauscht mir so in den Ohren", — sagte ich mir und legte
mich auf die andere Seite. Das eigenthümliche Rauschen,
wie von seidenen Kleidern, dauerte fort, deutlich im Zimmer
umher und nicht in meinen Ohren, obwohl ich mir letzteres
mit aller Gewalt selbst einreden wollte. Endlich begann es
mir leise, aber sehr deutlich in's Ohr zu flüstern: — »Emil,
sterben, ich muss sterben!" — Ich befand mich dabei wie
in einem magnetischen Bann, bemühte mich aber, auffahrend,
den fast physisch fühlbaren Einfluss gewaltsam von mir zu
schütteln, was mir auch gelang. — Zwei Tage darauf starb
meine Mutter. — Mein Schlafzimmer war völlig separirt, in
den Zimmern nebenan befand sich Niemand. Uebrigens
hatte ich Alles so scharf und deutlich vernommen, dass
irgend welche Täuschung durch äussere Vorgänge vollkommen
ausgeschlossen war. Ich selbst war weder nervös,
noch unwohl und befand mich in völlig wacher, klarer
Verfassung. Dass ich an meine kranke Mutter dachte, ist
leicht begreiflich. Doch sah ich in dem Vorgefallenen lediglich
ein Spiel meiner Phantasie. —
Meine zweite Erfahrung auf occultem Gebiete fällt
ungefähr ein Jahr später und stellt einen „schönen Fall4*
des sogenannten Alpdrückens dar. Dieser seltsame
Zustand trat gewöhnlich in den Frühmorgenstunden ein.
Ich wusste, dass ich im Bette liege, fühlte mich aber wie
gelähmt und war nicht im Stande, auch nur die geringste
Bewegung zu machen oder die Augen zu öffnen. Nun spürte
ich, wie zwei menschliche warme Arme sich langsam hinter
meinen Rücken schoben, (so deutlich, dass ich oft die Finger
an den flach hinter meinen Rücken sich einschiebenden
Händen fühlte,) worauf ein kräftiger, wie es schien, muscu-
löser Körper sich heftig an mich presste, mit den Armen
mich fest umschlungen haltend. Dann begann es mir mit
leiser, aber sehr deutlicher Stimme in zischender, sehr scharf
articulirter Sprechweise ins Ohr zu flüstern: — scheussliches
Zeug, das anzuhören mich anwiderte. Ich rang mit diesem
Einfluss stets aus Leibeskräften, bemühte mich, mich zu
bewegen, oder doch die Augen aufzubringen, da ich fühlte,
dass ich dann dieses abscheulichen Dinges Herr werden
würde, — doch vergebens! Schliesslich verfiel ich in einen
Zustand dumpfer Betäubung, und nach einer kleinen Weile
befand ich mich in normal wachem Zustande. Dieses
sonderbare Ding kam viele Monate hindurch alle zehn bis
vierzehn Tage. Endlich blieb ich Sieger. Wieder hatte es
mich umschlungen, an sich gepresst, wieder zischelte es mir
unheimliches Zeug ins Ohr; ich wehrte mich wüthend, und
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