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308 Psychische Studien. XX11I. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1896.)
Geister ist; das Blut wird im Zauberwesen zum Band, das
den Mensehen an die von Gott abgefallene Welt der
Satanim bindet. Daher die mit dem eigenen Blut gezeichnete
Unterschrift beim regelrechten Bündnisse eines Magiers, mit
dem Teufel. — Die „Faustsage" des christlichen Alterthums,
welche aber mit einer Himmelfahrt endet, ist die Geschichte
des Theophilos, Vicedominus in Ada, einer Stadt Ciliciens.
Dieser Theophilos, ein sehr gelehrter und ursprünglich sehr
frommer Mann, verschrieb sich aus verletztem Ehrgeiz dem
Teufel; nachdem er aber durch Teufel? Hilfe das erreicht,
was er gewollt, fasst ihn die Reue. Er warf sich vor einem
Marienbilde nieder, fastete und betete vierzig Tage und
Nächte; auf die Fürbitte Maria's wird ihm vergeben, und
sie erscheint selbst und legt dem Schlafenden die von ihm
dem Teufel übergebene Urkunde auf die Brust. In
demüthiger Zerknirschung übergiebt Theophilos diese wieder
erstattete Urkunde dem Bischof, der sie — nachdem
Theophilos vor der versammelten Gemeinde sein Vergehen
gebeichtet hat — feierlich verbrennt. Theophilos9 Gesicht
erstrahlt wie eine Sonne, und versöhnt mit Gott und der
Kirche stirbt er. — Auch Doctor Martinus Luther erzählt uns
in seinen Tischreden von einer solchen glücklichen Erledigung
von abgeschlossenen Pacten und Errettung des Teufeis-
bündners. Unter dem Titel: — „Schreckliche Historia von
einem Studenten, der sich hatte dem Teufel übergeben",*)
finden wir nämlich die Erzählung, dass der bei Professor
Dr. G. Major als Famulus bedienstete Valerius Glöckner sich
dem Teufel übergeben hatte. Ueber den reumüthigen
Sünder betet Luther im Beisein seiner Diakonen und lässt
Valerius folgende Absage sprechen: —
„Ich Valerius bekenne für Gott und allen seinen heiligen
Engeln und für der Versammlung dieser Kirche: — dass
ich Gott meinen Glauben habe aufgesagt und mich dem
Teufel übergebe. Das ist mir von Herzen leid, will nu
hinfort des Teufels abgesagter Feind sein und Gott, meinem
Herrn, willig folgen und mich bessern. Amen. — So
geschehen am 13. B'ebruar 1538! —
Nicht immer aber geht die Sache so glimpflich ab, der
Teufel besteht auf seinem Schein, und dann wehe! dem
armen Sünder. Luther erzählt z. B. in denselben Tischreden
von einem verwegenen Gesellen zu Eisleben und einem
Pfeifer zu Mühlberg bei Arnstadt, die Beide der Teufel
*) Siehe Luther^ „Tischreden" V, 80. Ausgabe Meyery% Volksbücher
. (Vergl. Heinrich Heine** Mittheilung darüber in seinem Buche:
— „Deutschland I." — Der Sekr. d, Eed.)
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