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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 325
Aebnliches. — Desgleichen erzählt A. Raettig, Lehrer an
der mittleren Bürgerschule zu Wismar in Mecklenburg,
unter'm 8. März 1882 von einem Torfmoor, einer Chaussee
und einem Wiesen- und Ackergrund in der Nähe der Dörfer
Gägelow, Woltersdorf und Proseken bei Wismar, wo „de
Lücht geiht" (d. h. das Licht geht). Schlächter, Landleute
, Lehrer u. A. sahen es, er selbst nicht. — Schliesslich
wird noch von von Homeyer in Stolp i. Pommern, Präsident
der Deutschen Ornitholog. Gesellschaft und skeptischer
Autor, über eine im Juli 1846 10—12 Uhr Abends von
ihm gesehene, wie ein feurig rother Ball aussehende Art
Laterne ohne Strahlen, immer in 200 Schritt Entfernung
hinter ihm einberschwebend, berichtet in „Die Natur"
No. 6, 1882, S. 70. —
Schliessen wir hier eine aus dem Volksleben geschöpfte
Mittheilung der hochachtbaren Schriftstellerin Stefanie
Keyser in ihrem Romane aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts
— „Sturm im Wasserglase" „Gartenlaube"
Nr. 38, 1895, S. 629—630 an: — „Schwere Zeitläufte werfen
ihren Schatten voraus, und zwar erscheint derselbe dem
Volke zuerst als Spukgestalt. — 'Hat Sie es gehört?
Es thut überall Anzeige, Frau DrommeterinV — rief Fieke,
während die Nadel in der Luft schwebte, statt das Loch
in dem Strumpf, den sie vor hatte, zu verstopfen. 'Der
Lattermann zeigt sich!' — Der Lattermann, wie das
Volk statt Laternenmann sagte, war das Gespenst eines
Mannes, der zur Strafe für einen Meineid umgehen sollte.
— 4Jeden Abend', — fuhr Fieke fort, — 'wandert er, die
lichterloh brennenden Schwurfinger erhoben, am Hochgericht
auf und ab, und die Menschen stehen vor dem Thor und
belauern den Spuk. Nicht einmal die Scharwache hat sich
hinaus getraut. Nur' — sie schluckte — 'Märten [ihr Schatz]
ist hinüber gegangen; aber da ist der Lattermann verschwunden
gewesen. Freilich, vor Märten hält keiner
stand.'" U. s. w. — Wandern diese unsere „Leuchtergeschichten
" nicht auch, wie dereinst Diogenes mit seiner
Laterne am hellen Tage, um „Menschen" zu suchen, vergebens
hinaus in die skeptische Welt, um „Geister" und
damit den Glauben an den verlorenen „Geist" wie an
zeitliche und ewige Gerechtigkeit zu suchen und wieder zu
finden, u^d fürchten sich unsere Scharwächter der Wissenschaft
nicht noch immer, sich diese unsere „Geister" im
rechten Lichte zu betrachten? Mit allen diesen „Parallelfällen
" hoffe ich jedoch, wenigstens den meisten unserer
aufmerksamen Leser, nicht blos die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit
, sondern auch die Wirklichkeit derartig
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