Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 327
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 327

tummeln sie sieh in der Welt herum, belustigen sich nach
Art der Kinder, necken die Leute, besonders jetzt vor dem
Fest der ersten Ankunft des Heilands, und sie würden es
so lange treiben, bis sie durch die zweite Ankunft des
Messias ihre Ruhe wieder gewännen *) — Daran schlössen
sich dann endlose Erzählungen von Abteuern mit Irrlichtern.
So fuhr einst ein Fuhrmann zur Nachtzeit auf der
erwähnten Strasse dahin. Plötzlich siebt er dort viele
Irrlichter tanzen. Er bekreuzigt sich, betet, aber je mehr
er betet, desto mehr Irrlichter kommen und hängen sich an
die Räder, an den Wagen, so dass die Pferde nicht weiter
können. In seiner Art beginnt er nach Fuhrmannsart derb
zu fluchen, und siehe — alle laufen davon! — Als ich in
diesen Ferien zufällig nach vielen Jahren wieder Nemcitz
besuchte, ging ich auch auf die Wiesen, erinnerte mich der
Irrlichter und fragte meinen Onkel, einen Grossbauern des
Dorfes, ob man noch immer zur Adventszeit Irrlichter sähe.
Er sah mich verwundert an und meinte: — 'Ja, warum
sollte man sie auch nicht sehen?' — Man sieht aus dieser
verwunderten Frage, dass für die Nemcitzer das Erscheinen
der Irrlichter eine sich jedes Jahr mit Notwendigkeit
wiederholende Naturerscheinung ist. Als ich meinen Onkel
dann fragte, ob man auch ausser der Adventszeit die Irrlichter
sehe, dachte er eine Weile nach und sagte dann:
— ,Das kann ich weder behaupten, noch bestreiten. Ausser
der Adventszeit pflegt man das Haus erst mit der Morgendämmerung
oder später zu verlassen, und in der Dämmerung
sieht man keine Lichter mehr/" —

*) Dieser weibliche Glaube durfte sich doch wohl nur auf die
bloss umherhtipfenden kleinen Irrlichter beziehen, nicht aber auf die
grösseren und so verschiedenartigen Erscheinungen, welche bereits
andere Ausdeutungen auf im Erdenieben sündhaft gewesene Geister
gefunden haben. — Für unsere Leser fügen wir zu Obigem die noch
etwas deutlichere Erklärung hinzu, dass in katholischen Gegenden die
Landleute, welche keine Kirche in ihrem Dorfe besitzen, in der
Adventszeit oft sehr weit im Finstern über Berge und Thäler
waüderu, um den sogenannten Rorate-Frtth-Messen ihrer Pfarrkirche
beiwohnen zu können, in der sie Alle ihre voriges Jahr geweihten
Wachsstöcke (vergl. „Psych. Stud." Juli-Heft 1895 S. 325 ff.) entzünden,
welche am Ende d(r Messe beim Aufdämmern des Tages unter dem
Gesänge: „Ecce, dominus veniet etc." [„Siehe, der Herr wird kommen
und alle seine Heiligen mit ihm. Und es wird an jenem Tage ein
grosses Licht sein. Hallelujah!u] — ausgelöscht werden. —

Der Sekr. d. Red.

(Fortsetzung folgt.)


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