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* A
Bohn: Der erste Kongress deutscher Occultisten in Berlin. 333
einigte sich schliesslich auf einen komplicirten Modus, der
am folgenden Tage zur Debatte stand.
Damit hatte die Kommission ihre Arbeit erledigt. Der
kommende Tag musste zeigen ? in wie weit sie mit ihren
Vorschlägen den Ideen der gesammten Kongressmitglieder
entsprochen hatte.
* *
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Die Stimmung, die am zweiten Tage anfangs über dem
Kongress lagerte, war eine etwas schwüle. Falls die aufgetretenen
Gegensätze sich verschärften, musste es zu einem
scharfei Streit der Meinungen kommen. Dann aber war
für die Anhänger der Verbandsidee die Gefahr unvermeidlich
, dass das ganze Projekt als Luftschloss in flüchtigen
Nebeln zerrinnen würde.
Der Anfang der Diskussion schien dies zu bestätigen.
Die Meinungen platzten mitunter scharf auf einander los,
als der § 1 der Kommission zur Debatte kam. Jeder
wusste, dass von diesem § alles abhing. Ein derartiger
frischer Streit hat sein Gutes. Schon HerakUt behauptet,
der Streit sei der Vater aller Dinge. „Du choc des opinions
jaillit la lumi£re!" Die einzelnen Richtungen grenzten sich
scharf umrissen von einander ab. Es würde zu weit führen,
auf die Einzelheiten der Debatten einzugehen. Nur bezüglich
des Auftretens einiger waschechten „Spiritisten" möchte
ich einige Worte einschalten. Dasselbe war ein geradezu
deprimirendes. Es war ein getreues Spiegelbild dieser
ganzen Bewegung, die in ihrer Verworrenheit und ihrem
Mangel an wissenschaftlichem Sinne ein trauriges Zeichen
unserer Zeit ist. Wenn Jemand behauptet, Worte, wie
„metaphysisch", „occultistisch" etc. würden nicht verstanden
werden, dann muss er merkwürdige Ansichten von den Mitgliedern
des Verbandes hegen. Mit der Beschränktheit
der Masse darf doch ein als wissenschaftlich
geplanter Verband nicht rechnen! Wenn der neue Verband
auf derartige Mitglieder sich stützen wollte, dann kann er
getrost auf seine Satzungen ein „Lasciate ogni speranza"
setzen*)
Eine Reihe Redner machten gegen die spiritistischen
Ausführungen Front. Wenn dies in einer sehr milden
*) Wir kennen diese Herren Redner und auch ihre Eeden noch
nicht aus den uns noch zugehen sollenden Protokollen und glauben,
dass sie trotzdem für ihre Kreise eine gute Absicht verfolgt haben
mögen, wenn sie auch ganz und gar nicht wissenschaftlich gesprochen
haben sollten, was freilich Sach- und Faohkenner auf ihrem Standpunkte
peinlich berührt haben mag. — Die Redaction.
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