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334 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1896.)
Form geschah, so lag der Grund hierfür wohl in dem Bestreben
, den Kongress nicht zum Tummelplatz einer fruchtlosen
Polemik zu machen.
Nach langer Debatte wurde endlich der § 1 in folgender
Weise angenommen: —
„Zweck des Verbandes ist: 1) Verbindung aller „occul-
tistischen" Vereine und Einzelpersonen. 2) Deutung der
sogenannten occulten Thatsachen in wissenschaftlicher Weise
und Beweisführung. 3) Offenes Eintreten für eine Weltanschauung
auf übersinnlicher Grundlage." —
Die übrigen §§ gaben zu einer Debatte nur in geringem
Maasse Veranlassung. Nur bei dem letzten § (Verbandsjournal
) wurde die Diskussion wieder lebhaft. Schliesslich
einigte man sich dahin, vorläufig überhaupt „kein Verbandsblatt
'' zu begründen, sondern hektographische Abzüge mit
Verbandsnachrichten zum freien Abdruck an die Fach-
journale zu versenden. —
Mit der Feststellung der Verbandssatzungen war der
Verband theoretisch gesichert. Seine praktische Durchführung
erlangte er, indem sofort eine Reihe von Gesellschaften
(Berlin, Breslau, Pforzheim, Karlsruhe), sowie von
Einzelpersonen, ihren Beitritt erklärten. Als Vorort wurde
für 1896 Berlin erwählt. 1. Vorsitzender wurde Pfarrer
Gubalke-Bevlin, 2. Vorsitzender Schlochauer-Berlin, 1. Schriftführer
ÄaAn-Berlin, 2. Schriftführer Leopold Engel-Dresden.
Der nächste Kongress soll in Dresden 1897 stattfinden.
— Nach den üblichen Danksagungen an die Begründer,
Vertreter und den Vorsitzenden wurde der Kongress offiziell
geschlossen. —
Eine Kritik des Verbandes liegt weder im Zwecke
dieses Berichtes, noch ist eine solche vorläufig überhaupt
möglich. Man wird vorerst mit kühler Reserve abwarten,
in welcher Weise sich der Verband entwickeln, und was er
leisten wird. Qui vivra, verra! Nur hinsichtlich der Zusammensetzung
des Verbandes lässt sich schon jetzt eine
Prognose aufstellen. Dieselbe ergiebt sich aus dem Kom-
promiss-Charakter des ganzen Gebildes.
Ein Kompromiss wird stets von den einzelnen als etwas
Kompromittierendes empfunden werden. Dauernder Friede
zwischen Theosophie, Spiritismus und exakter Wissenschaft
ist einfach ein schöner Traum. Derartige feindliche Elemente
mit dem sogenannten gleichen Ziele — das sie in
Wirklichkeit kaum haben — zusammenketten zu wollen,
heisst: Feuer und Wasser an einander fesseln. Thatsäch-
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