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Kurze Notizen. 353
Schliesslich fing der Bestohlene selbst davon an und fragte,
ob er ihm den Dieb nicht bezeichnen könne. Hierauf sagte
der Knabe, dass das gestohlene Geld von dem Diebe
bereits verausgabt sei und er dasselbe nicht wieder erhielte.
Von den verschiedenen Personen, die er im Verdachte habe,
sei auch einer der Dieb. Er habe dann über die Persönlichkeit
und den Charakter des Diebes sich geäussert, —
aber einen Namen habe er nicht genannt. Mein Gewährsmann
sagte, die Beschreibung passe allerdings auf einen
der Verdächtigen. Sein Urtheil ging dahin: — „Der Knabe
wisse wohl etwas, — aber doch nicht alles." — Sollte die
Behörde diesem Schwindel[?] kein Ende machen können? —
(„National-Zeitung* Nr. 325 v. 19. Mai 1896.) — Herr
Albert Kniepf giebt auf diese Frage in der „Hamburger
Freien Presse" Nr. 1016 v. 23. Mai er. die gebührende
Antwort, dass dieser Knabe kein Object für die Polizei,
sondern nur für die Wissenschaft und die psychischmagnetische
Forschung sei.
g) Eine Geschichte des Spiritismus. — (Von
unserem Special-Correspondenten in .Rom.) — Wie uns aus
Italien geschrieben wird, ist bei Rouxy Fossati &r Comp.
zu Turin der erste Band einer — „Geschichte des
Spiritismus" — erschienen, die mit Recht allenthalben
lebhaftes Interesse hervorruft, und zwar das Interesse
sämmtlicher Gebildeten, nicht etwa nur das einer exclusiven
Richtung. Baron Bandi di Vesme, Redacteur an der —
„Gazzetta Piemontese" — hat es mit grossem Geschick und
an der Hand eines geradezu erstaunlichen Materials unternommen
, uns in einigen 400 Seiten durch den ganzen
„Spiritismus" des Alterthums — von den Göheimlehren der
ältesten Religionen an bis zu Christus — zu führen; dabei
ist vorauszuschicken, dass Bandi unter „Spiritismus" keineswegs
nur das versteht, was die heutige Anschauung damit
begreift, sondern alle occulten, und zwar die thatsächlich,
wie die nur angeblich occulten, Erscheinungen der genannten
Periode. Zu dem ebenso populär als interessant geschriebenen,
überaus spannenden Buche — das mit Hunderten und aber
Hunderten von Anekdoten u. s. w. gewürzt ist — machen wir
die Bekanntschaft der Geheimwissenschaften und Bräuche
der Chaldäer, wie der Babylonier, Assyrer, Aegypter, Perser,
Phönizier, Juden; die Kelten, Etrusker, Griechen, Römer,
Mexikaner u. s. w., kurz kein Volk ist in dem merkwürdigen
Kaleidoskop vergessen, und das Seltsamste ist: — allenthalben,
in allen Zeiten und bei allen Völkern stossen wir mehr oder
minder auf dieselben Erscheinungen, die sich nur durch die
verschiedenartige Auslegung, durch den jeweiligen Aufputz
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