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354 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1896.)
unterscheiden. Die tönenden, sprechenden, fliegenden, Blut
schwitzenden Statuen finden sich ebensowohl bei Aegyptern,
Römern und Griechen, als bei . . . dem modernen Katholizismus
; wobei man aber ja nicht glauben möge, der Verfasser
— der sich allerdings zum Spiritismus bekennt —
unterschreibe blindgläubig jedes der von ihm angeführten
Wunder. Im Gregentheil ist er sehr kritisch und hält von
allen mystischen Dingen des Alterthums eigentlich nur
zwei für historisch erwiesen: — das Orakel von
Delphi und den Dämon des Sokrates. Wir enthalten
uns, hier noch näher auf das Werk — dem noch zwei bis
drei Bände folgen sollen — einzugehen, und müssen den
Leser selbst darauf verweisen. Bereuen wird er die Leetüre
des Band?sehen Buches nicht; es ist, wie gesagt, für Alle
geschrieben, für Alle gleich spannend und lehrreich. Eine
deutsche Uebersetzung des Buches — wie eine französische
— sollen übrigens in Vorbereitung sein. — x.
h) Mysteriöse Vorgänge im Schloss zu Schratteuhofen.*) —
Der Nördlinger Stadtschreiber Zg. Wonninger verzeichnet
in seinem vor drei Jahren herausgegebenen Werke — „Das
Ries" — auf Seite 138 folgendes: — „Im alten Schlössiein
zu Schrattenhofen starb Fürst Albrecht Ernst /.**) am
29. Januar 1683. Dessen Sohn* der geistreiche und prunkliebende
Fürst Albrecht Ernst IL Hess auf jener Fläche,
welche noch heute der 'Thiergarten' genannt wird, zwischen
Schrattenhofen und Lierheim die Waldung Käferholz zu
einem Parke mit einem wahrhaft fürstlichen Landsitz umgestalten
. Ein durch sein weisses Blechdach weithin
glänzendes Lustschloss, umgeben von einer Falknerei und
anderen Gebäuden, schmückte den herrlichen Park; prächtige
Statuen erhoben sich im Garten, ja sogar sechzehn Kanonen
blickten von einer Terrasse drohend gegen die Eger hinaus.
Der Park enthielt auch eine kleine Kaserne und eine im
Jahre 1712 errichtete Kapelle. Hier an seinem Lieblingssitz
verschied der genannte Fürst am 30. März 1731, er
schläft drüben im Schloss zu Harburg; seine reizende
Schöpfung aber, die des treuen Pflegers entbehrte, ging bald
nach seinem Tode dem Verfall entgegen. In einem Gebäude
des Parkes wurde 1737 eine Porzellanfabrik gegründet, dieselbe
ging aber 1750 wieder ein. In dem letztgenannten Jahre
wurden die Gebäude, welche wohl auch nicht dauerhaft hergestellt
gewesen sein mögen, vollends abgetragen. % Wald und
*) Schrattenhofen ist ein Dorf bei Nördlingen im sog. Kiesgau,
mit ca. 150 Einwohnern* —
**) Ein Fürst von Oettiugen, der alten Gaugrafen des Rieses. —
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