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358 Psychische Studien. XXIIL Jahrg. 7. Heft. (Juli 1896.)
ähnlichen Beispielen kennen, weshalb sollte ihnen denn
verwehrt sein, auch Frau Helene Felsing-Pichler's Fall diesen
naturgemäss anzureihen? Was brauchen wir uns denn auf
eine spätere Zeit mit einer natürlicheren Erklärung vertrösten
zu lassen, wennn die allernattirlichste und einfachste
die ist, dass die liebende Seele eines Sterbenden den ihr
theuersten Ihrigen durch Viaion und Audition sich mittheilt ?
Ist denn der Glaube daran ein solches Verbrechen, dass
man sich davon öffentlich ohne Noth lossagen muss? Wer
„krebst" da wohl in solchem Falle wirklich? — Es ist
doch die thatsächliche Erscheinung einer Seemannsgestalt,
die des sterbenden Sohnes, welche, von beiden Eltern gesehen
und angerufen, wie aus Nebel zerfliesst. Und diese
Erscheinung ruft gleichzeitig die entfernte Braut mit Namen:
— „Mieke, Mieke! . , . Denk' an Dein Versprechen! Du
gehörst nach Sarnau!" — In Sarnau lebten aber die vom
Tode ihres Sohnes schwer betroffenen Eltern. Welche
andere physikalische Erklärung könnte da wohl besser am
Platze sein, als die spiritistische? (Man vgl. hierzu noch
„Eine tröstlich redende Geisterscheinung" in „Psych. Stud,"
Januar-Heft 1894 S. 12 ff.) — Frau Helene P. wird uns
verzeihen, wenn wir ihren ganz unlogischen Wunsch nicht
zu beachten vermochten und unsere Leser auf ihren Artikel
als auf eine überzeugende Lektüre verweisen. Sagt sie
doch selbst gegen den Schluss ihres Artikels: — „Und wenn
man die Traum- [und Wirklichkeits-J Erscheinungen seiner
Mutter wie seines Vaters in Betracht zieht, wenn man bedenkt
, was Mieke, seine Braut, gehört zu haben behauptet,
— so könnte man wirklich meinen, er habe seinen Willen
durchgesetzt, seine Mieke und die Alten noch 'mal zu sehen,
ehe er hinüber ging!" — Wäre das etwa kein spiritistischer
Glaube ihrerseits? Will sie aber durchaus eine andere, für
sie vermeintlich natürlichere Erklärung, eine solche ohne
Spiritismus, nun, auch diese kann sie bei uns in den Artikeln
der Herren Albert Kniepf und Buttenstedt in „Psych. Stud."
Oktober- und November-Heft 1895 finden; denn wir zwingen
Niemand zum Glauben, suchen ihn aber zum consequenten
Denken und vollen Wissen über dergleichen geheimnissvolle
Dinge zu führen, die nicht mit halben oder oberflächlichen
Erklärungen abgethan sind, sondern auch wesentlich das
Anhören des anderen Theiles mit seinen Gründen für und
wider erfordern.
k) Vom Rodenstein. — An den Sekretär der
Redaction lief Ende der Pfingstwoche folgende Postkarte
mit Abbildung ein: — „Rodenstein bei Reichelsheim,
d. 28. Mai 1896. — Bezugnehmend auf das Juli-Heft 1895
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