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Kurze Notizen.
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8. 315 ff. sende ich Ihnen von diesem locus infestus'
[spukhaften Ort] Greistesgrüsse vom alten LLindenschmidt\
Hoffentlich zieht er sobald nicht wieder nach Rodenstein
vom Schlosse Schnellert aus, und Gott erhält unserem
Vaterlande noch lange den Frieden — Uebrigens hat mir
soeben die Besitzerin der am Fusse der ßuine liegenden
Wirthschaft, die zwanzig Jahre hier wohnt, erzählt, dass
ihr Mann ein Mal Ohrenzeuge dieses Massenphänomens
gewesen: — 'Ochsen scheuten und brüllten dabei dumpf
auf. Gott bewahre uns, dass wir den Rodensteiner wieder
hören T — sagte die Wirthin zu mir.. . 'Sechs Tage darauf
war die ganze Wirthschaft mit Scheunen und Vieh ein Raub
der Flammen!' — Im Fremdenbuch vom Jahre 1847 steht
ein Autogramm /. V. Scheffefs, des Sängers der Rodenstein-
Lieder und des Verfassers vom „Ekkehard" aus der Zeit des
Hunneneinfalls vom Jahre 955, worin ebenfalls aus dem
Glauben und Aberglauben jener Zeit interessante Notizen
zu finden sind. Mit hochachtungsvollen Grüssen . . . .
ergebenst G. L. Dankmar." — Iis wäre vielleicht eine
interessante Bestätigung des früheren, noch zu erfahren,
wann der Wirth vom Rodenstein jenen lärmenden Umzug
gesehen, und von wo aus und wohin er damals gegangen
sein mag. —
/) In „Schiller's Leben" von Karoline von Wol-
zogen. (Cotta, Weltliteratur.) Zweiter Abschnitt, S, 34 ff.
steht zu lesen: — „Mit dem Verwalter des Gutes [in
Baurbach] spielte er Schach und machte oft Spaziergänge
mit ihm. Auf einer dieser Wanderungen durch die Wälder
hatte er eine sonderbare Ahnung, die ihm immer
merkwürdig blieb, Auf dem unwegsamen Pfade durch den
Tannenwald, zwischen wildem Gestein, ergriff ihn das
Gefühl, dass hier ein Todter begraben liege. Nach wenigen
Momenten fing der ihm folgende Verwalter die Erzählung
von einer Mordthat an, die auf diesem Platze vor Jahren
an einem reisenden Fuhrmann verübt worden, dessen
Leichnam hier eingescharrt sei." *) — W i n t e r t h u r in der
Schweiz, Mai 1896. Dr. jr.
*) Es ist dies eine ähnliche Erfahrung, wie sie des blinden
Dichters Pfeffel Candidat ßilling in Colmar machte, über die wir in
„Psych. Stud." Dezember-Heft 1881 S. 573, Mai-Heft 1885 S. 238 und
October-Heft 1893 S. 479 berichtet haben. — Der Sekr. d. Red.
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