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370 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 8. Heft (August 1896.)
lese. Ich muss Thatsachen haben, die mich überzeugen.
Wer bietet mir solche?*)
Nachschrift. — Nach Empfang dieses Artikels
richtete der Sekretär der Redaction verschiedene Anfragen
an den Herrn Verfasser, welcher dieselben, wie folgt,
beantwortete: —
Göppingen (Württemberg), im Juni 1896.
Sehr geehrter Herr!
Auf Ihre geschätzten Anfragen erwidere ich: — Es
ist mir nur darum zu thun, öffentlich in eine Bewegung
einzutreten und sie zu unterstützen, deren Resultate nach
dieser oder jener Seite hin befruchtend werden müssen für
die nach Wahrheit seufzende Menschheit, fallen sie nun in
der Richtung der spiritistischen Hypothese aus, oder nicht.
Und dann möchte ich Fühlung gewinnen mit Personen von
ähnlichem geistigen Interesse zu meiner eigenen persönlichen
Förderung auf einem noch so gar dunklen Gebiete.
Was nun die Unterscheidung zwischen Animismus und
Spiritismus anbetrifft, so kann ich Ihnen mittheilen, dass
mir diese Unterscheidung geiäufig ist, aber neben diese
beiden Erklärungsarten drängt sich in mein JBewusstsein
immer wieder eine dritte Möglichkeit mit sehr prosaischem
Ausgang. Ich sage mir: — Heute weiss jedes Kind, wie
durch eine Säure, Kupfer- und Zinkplatte u. s. w. ein
electrischer Strom entsteht, und wie ein electrischer Funke
erzeugt wird. Jedes Kind weiss die Bedingungen, die
erfüllt sein müssen, will eine electrische Wirkung erzielt
werden. Aber es gab eine Zeit, wo die Bedingungen nicht
bekannt waren, wo aber der Zufall diese Vorbedingungen
erfüllen konnte, denn was ist dem Zufall nicht alles möglich
! Da hätte man dann eine electrische Wirkung, einen
Schlag, ein Licht gehabt ohne bekannte Ursache, und das
Wunder wäre fertig gewesen. Freilich, ich weiss kein
Beispiel, das uns hierüber überliefert wäre, aber darum
darf doch die Möglichkeit nicht geleugnet werden. Nun
nehmen wir einmal ein sogenanntes Spukhaus an. Wäre
*) Man vergl. hierzu ,JEine anonyme Sehullehrersgeschichte aus
dem Vogelsgebirge" in „Psych, Stud." Dezember-Heft 1890 8. 572. —
Ferner die Spukgeschichten im I. Bande von Aksakow'* „Animismus
und Spiritismus". (Leipzig, 0. Mutze, 1894.) 2. Aufl. Der Herr Verfasser
hätte sich bei Kenntniss der spiritistischen Litteratur damals
sehr leicht mit dem spukenden Geiste in sympathetische Verbindung
setzen und durch Schreib- oder Klopf-Mediumschaft erfahren können,
was ihn denn eigentlich schon so lange beunruhige und zu keinem
Frieden in seinem Jenseits kommen lasse. „Hic ßhodus, hic salta!" —
Der Sekr. d. Ked.
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