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386 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1896.)
dammungsurtheil gegen die Anwendung des Lebensmagnetismus
herumdrehen können, auch die Sprüche zu
lesen und zu beherzigen: — 'Eichtet nicht, auf dass Ihr
nicht gerichtet werdet' — 'Mit dem Maasse, mit dem Ihr
messet, wird Euch gemessen werden' u. s. w. Es bleibt noch
eine andere Klasse von Tadlern übrig, eine sehr bösartige
Klasse. Ich meine gewisse Leute aus der medicinisehen
"Welt, welche sich tief genug herabgelassen haben, um
lügnerische Verläumdungen gegen das Magnetisiren und die
ganze Klasse der Magnetiseure öffentlich auszusprechen und
durch Wort und Schrift zu verbreiten. Jnter diesen steht
ein Mitglied des Londoner Medicinalkollegiums obenan (ich
verschweige aus Nächstenliebe seinen Namen). Dieser
behauptete in einer förmlichen Rede vor einer Versammlung
von Aerzten: — 'Die Betrüger, welche sich
Magnetiseure nennen, waren die besonderen
Günstlinge jener Personen, sowohl der männlichen
als der weiblichen, bei welchen die
Geschlechtsliebe im Verborgenen, oder vor
aller Welt so stark glühte. Der Anstand verbietet
mir, mich näher auszusprechen!'" —
Mir selbst ist ja ein ähnlicher Fall passirt, der ausführlich
im März-Heft 1894 der „Psych. Stud." S. 130 ff.
beschrieben ist. Man hatte mir damals ein sogenanntes
Lockspitzel ins Haus gesandt, was mir, zwar aus anderen
Beweggründen, nochmals passirte; und hierbei möchte ich
nun erklären, dass die Menschen, bevor sie sich blamiren,
sich vorerst mehr Kenntnisse der geistmagnetischen Gesetze
aneignen sollten. Ich will dafür einen etwas drastischen
Vergleich heranziehen, um verständlich zu werden. Man
kann Niemandem einen Kuss geben, der einem nicht
sympathisch ist, — das ist klar! Jedem wird es auch
schon passirt sein, dass er sich sagte, ich möchte mit Dem
oder Jenem nichts zu thun haben, obgleich er den Betreffenden
kaum flüchtig gesehen hat. — Was ist der
Grund? Nach meinen Erfahrungen hat jeder Mensch
Ausströmungen — angenehme oder unangenehme — seinem
Oharacter gemäss, abgesehen von krankhafter Ausströmung,
— die den Andern entweder angenehm oder unangenehm
berühren. Was mich betrifft, so bin ich hochsensitiv, fühle
sogleich, sowie Jemand in meine Nähe kommt, seine
Emanationen, und er mag sagen, was er will, der Eindruck
oder mein Gefühl hat mich noch nicht betrogen, ob er es
so meint, wie er sagt. Und so habe ich oft Personen abgewiesen
, die behandelt werden wollten; aber ich fühlte,
dass sie Hintergedanken hatten. Es giebt freilich eine
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