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394 Psychische Studien, XXIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1896.)
überall nach Prof. von Rindfleisch vorherrschen soll, ist
wahrscheinlich dasselbe, was ich als: — „Flugprinzip" —
gefunden habe; denn ganz dasselbe mechanische Prinzip
findet man z. B. bei Rotation unserer Erdkugel, und wie
ich in meiner Schrift: — „Die Uebertragung der Nervenkraft
" — nachzuweisen versuchte, in der Verdauungsarbeit
des Menschen genau so wieder, wie beim Schwebeflug des
Vogels, oder bei der Entspannungsarbeit des Bogens, der
den Pfeil schleudert, oder bei der im Gange befindlichen
Taschenuhr; es sind dies alles nur Bewegungen, die das
Bestreben haben, die gestörte elastische Ruhelage des
materiellen Stoffes wieder herzustellen: — die Rotationsbewegung
der Erde, auf die ich noch zu sprechen komme,
die Schwebebewegung des Vogels in stiller Luft, die Verdauungsbewegung
im Organismus, die Bewegung der thätigen
Taschenuhr sind dieselben Bewegungen, wie die Fortschnellung
des Pfeiles durch den Bogen, nur mit dem Unterschiede,
dass die Bewegung des Bogens an Zeit kürzer ist; aber
diese länger dauernden Bewegungen sind das unausgesetzte
Bemühen, die Ruhelage, welche gestört ist, wiederherzustellen,
und darin liegt wahrscheinlich das ganze mechanische Prinzip,
dem alle Bewegungen im Weltall folgen.
Nehmen wir z. B. die Bewegung eines ohne sichtbare
Flügelarbeit fünfzehn bis zwanzig Minuten in ruhiger Luft
kreisenden, schwebenden Vogels an, so ist es wohl selbstverständlich
, dass der Vogel die Kraft zu seiner Fortbewegung
in der Luftmasse, in der er schwimmt, finden muss; das
Luftelement muss der Kraft, die von ihm ausgeht, eine
Gegenkraft gewähren, sonst wäre eine Fortbewegung in
diesem Element undenkbar.
Ebenso würde man, in einem Kessel sitzend, der im
Wasser schwimmt, diesen Kessel nicht um seine ideale
Verticalachse im Wasser herumdrehen können, wenn man
mit einem Ruder im Wasser keinen genügenden Stützpunkt
fände, um dem Kessel eine Rotation zu geben.
Ebenso ist es mit der Rotation unserer Erde im Weltäther
; der Weltäther muss den Widerstand zur Rotationskraft
der Erde liefern. Die Kraft der Rotation strömt
nach Professor Hertz, Möller, Physiker Mernes und Anderen
als Wärme-Wellenstrahlung aus der Erdoberfläche, doch nicht
geradlinig, sondern schräge wie das Wasser aus einer
Turbine, drückt in dieser schrägen Richtung den dicht um
den Planeten lagernden elastischen Weltäther zurück und
ruft in demselben dieselbe Spannung hervor, wie der Arm
in der Armbrust, die Hand in der Uhrfeder, der Vogel in
seinen schwebenden Flügeln, oder der schluckende, schlingende
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