http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0407
Battenstedt; Zum Räthsel des Daseins.
397
Ueberzeugung, dass, wenn wir gelernt haben werden, wie
Früchte in rohem, natürlichem Zustande und freie Luft
unsere eigentliche Hauptnahrung sind, wir glücklicher leben
und älter werden, und dass dann in unserer ßedürfniss-
losigkeit nicht allein eine sociale Widerstandskraft gewonnen,
sondern auch der Keim dazu gelegt wird, die Uebervölkerung
der Erde zu verhindern, weil diese natürliche Nahrung
wahrscheinlich das Geschlechtsleben so veredelt, dass wir
uns dem Geschlechtstriebe nur so selten hingeben, als dies
der Zweck der Fortpflanzung und der Instinct der Thiere
fordert. — Vielleicht ist das der Anbruch des „goldenen
Zeitalters" der Menschheit! —
Um also Ihre Eingangs gefasste Bemerkung zu beantworten
, hebe ich hervor, dass ich das elastische Element in
uns für die Kraft der Erhaltung des Organismus halte.
man nur bei diesen Oasstoffen von „Geiststoff" sprechen kann, — ob
aber der Geist ganz unabhängig von jedem Stoff existiren kann und
im Körper waltet oder fortlebt, das ist eine Sache, die ich auch nicht
begreifen könnte; etwas rein Geistiges ist schwer zu denken. Ich würde
mich ja gern eingehend mit den Ideen, die Ihre höchst interessante
Zeitschrift vertritt, beschäftigen, ich erblicke aber meine nächste, für
mich bestimmte Aufgabe darin, dass ich erst das Flugproblem im
Sinne der gefundenen Spannungs-Mechanik löse. Wenn ich das hinter
mir habe, bin ich ganz der Ihrige. Hochachtungsvollst Butten&tedt."
— Wir können uns mit dem Herrn Verfasser in dem Sinne eins erklären,
dass es einen Geist ohne substantielles Substrat, eine sogenannte
immaterielle Seele, nicht giebt, und wollen ihm dies an einem Beispiel
erläutern: — „Wir betrachten den Körper als die Kerze mit Docht
oder als den Leuchtapparat einer Lampe, die Seele für die recht
empfindlich und sinnlich wahrnehmbar brennende Flamme, den Geist
aber als den nur für das Auge wahrnehmbaren Lichtschein, den die
Flamme nach allen Eichtungen hin wirft. In demselben Verhältniss,
als diese drei verschiedenen Erscheinungen noch stufenweise sinnlich
wahrnehmbar oder essentiell sind, müssen dies auch Körper, Seele und
Geist sein. Den letzteren werden wir freilich nicht mehr als grob
materiell, sondern nur noch als essentiell oder wesenhaft bezeichnen
können. Wie aber das Licht sammt der Flamme auch nicht mehr oder
nicht blos von Kerze mit Docht und Lampe abhängt, sondern dem
electrischen Licht gewichen ist, „in dem die Lichter ohne Putzen
brennen", wie Goethe sich vor hundert Jahren gewünscht hat, und
das beliebig von Körper zu Körper wandern kann, so wird auch die
Seele des Menschen mit ihrem Geiste sich vom leiblichen Körper
loslösen und für sich bestehen können. Dass dies der Fall ist,
ja dass ein jenseitiger Geist sogar einen materiellen Körper nach
Bedürfniss anzunehmen und zu gestalten vermag, das beweisen die
sogenannten Materialisations-Phänomene des spiritistischen Mediumismus
aufs eklatanteste, womit allem schon die Annahme eines bloss mechanischen
steten Spannungs- und Entspannungsgieichgewichts von Stoffen
und Kräften in der Natur widerlegt wäre. — Der Sekr. d. Eed.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0407