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420 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1896.)
Niemand mehr zu sehen war, Natürlich(?) fing es nun auch
in drei anderen Schulen an zu „spuken", wenn auch
nur in den Köpfen(?) einer leider grossen Masse Volkes.
Schon an zwei Abenden wurden die betreffenden Schulen
von grossen Menschenmengen umlagert, die den Verkehr
vollständig sperrten und durch ein grösseres oder geringeres
Aufgebot polizeilicher Macht auseinander getrieben werden
mussten. Dabei sind auch mehrere Verhaftungen vorgenommen
worden. (1. Beil. z. „Leipz. Tagebl." Nr. 309 v.
20. Juni 1896.) Man vergl. hierzu die ähnlichen Vorfälle
in Zwickauer, Berliner und Leipziger Schulen in „Psych.
Stud." April-Heft 1883 S. 199, September 1890, S. 432,
October 1894 S. 514.
j) Einunbewusst doppelgängerischer Schullehrer
. — Dresden, 21. Mai 1896. Sehr geehrter Herr
Sekretair der Redaction! — Durch den auf pag. 228—229
der Mainummer d. J. der „Psychischen Studien" angeführten
Fall wurde ich an ein Ereigniss erinnert, welches mir von
einem durchaus glaubwürdigen Herrn vor kurzer Zeit mit-
getheilt wurde, Betreffender Herr, welcher aus einer
Bergmannsfamiiie der Oberpfalz stammt, erzählte mir
folgendes: —
„Vor ungefähr vierzig Jahren trug ich, wie jeden Mittag,
so auch am betreffenden Julitage meinem Vater das
Mittagsbrot nach dem oberhalb unseres Dörfchens gelegenen
Schachte. Der Weg, führte nach Verlassen des Dorfes an
dem offenen Kirchhofe vorbei, über eine Wiese, und stieg
sanfl an bis an das am Waldesrande gelegene Werk.
Mein Vater hatte schon eine Butte Holz zurecht gemacht,
die ich auf dem Rückwege mitnahm. Als ich mich dem
Friedhofe näherte, sah ich schon auf ziemliche Entfernung
unter einem Pflaumenbäumchen, an dem mein Weg vorbeiführte
, s meinen Lehrer im schwarzen Rock, wie er ihn
immer trug, stehen und sich das Bäumchen betrachten. Als
ich unmittelbar dabei war, entbot ich demselben meinen
Gruss, und in diesem Augenblicke war er auch verschwunden.
Ich suchte nun die ganze Umgebung ab, da ich glaubte,
dass er sich versteckt habe, fand aber nichts. Meinen Weg
nun fortsetzend, kam ich nach circa fünfzehn Minuten am
Forsthause, das am anderen Ende des Dörfchens liegt, und
neben dem sich meines Vaters Haus befand, vorüber. Aus
dem ersten Stock erklangen die Töne einer Ziehharmonika,
die nur der Lehrer, der sich oft beim Förster aufhielt, in
dieser Weise spielen konnte. Auf meine diesbezügliche, an
den Sohn des Försters gerichtete Frage, erhielt ich zur
Antwort, dass der Lehrer schon seit einer Stunde im
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