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Kurze Notizen.
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Forsthause spiele, und auf meinen Einwand, dass ich selbigen
doch vor wenigen Minuten auf dem Friedhofe getroffen habe,
wurde ich des Lügens beschuldigt, und auch der inzwischen
hinzugekommene Lehrer schalt mich einen Lügner und
behauptete, seit einer Stunde im Forsthause anwesend zu
sein. — Ich war damals ein vierzehnjähriger Knabe und
hatte in meinem Leben noch nichts von solchen Erscheinungen
gehört, und gerade deshalb ist mir das Erlebniss noch heute
in lebhafter Erinnerung." —
Soweit die Erzählung meines Bekannten, der mir die
Erlaubniss gab, Ihnen den Vorgang mitzutheilen. Dieses
habe ich denn auch hiermit gethan, umsomehr, da ich selbst
Abonnent der „Psychischen Studien" bin. Sollten Sie also
Vorstehendes zur Aufnahme geeignet finden, bitte ich Sie,
mir darüber Nachricht zu geben, und werde ich hoffentlich
noch öfters Gelegenheit haben, Sie mit ähnlichen Fällen zu
unterstützen, da ich auch Herrn Prof. du Prefs Schriften
darin zu Danke verpflichtet bin. Ihres werthen Bescheides
gewärtig, mit aller Hochachtung F. W. in Dresden*)
Dresden, d, 7. Juni 1896.
Wiederum werde ich durch einen Parallelfall veranlasst,
Ihnen schon heute nachstehenden Fall zu unterbreiten. In
der Juni-Nummer der „Psych. Stud." ist doch S. 251 die
Spukgeschichte des Fräuleins Mathilde Duba erzählt;
ein ähnlicher Fall ist nun auch der, den ich Ihnen
heule mittheilen möchte. — In meiner Vaterstadt Z. befindet
sich auf der damaligen Judengasse (jetzt Wettinerstrasse)
ein ßierhofgrundstück, welches in den sechziger Jahren der
mir bekannten Familie JE. gehörte. Dieses Haus ist nun
der Schauplatz eines alten Spukes, und ich selbst kann mich
aus meiner Kindheit erinnern, davon gehört zu haben. Hier
in diesem alten Gebäude zeigte sich nämlich öfters gegen
Abend in der Dämmerung, aber auch zuweilen früher, ein
grau gekleidetes uraltes Männchen, das von der
Hausflur die Treppe hinaufging und oben verschwand. Die
Eltern, Grosseltern und Geschwister der Frau E. haben
das Phantom gesehen, und auch eine das Gespenst schon
wiederholt verleugnende Freundin der Familie musste sich
vom Gegentheil überzeugen lassen, indem sie der Gestalt
auf der Treppe begegnete. — Die Familie E. verkaufte
später das Haus an eineu Beamten Herrn dessen An-
*) Dieser Herr ersucht die Redaktion gleichzeitig um die Adresse
eines echt spiritistischen Oirkels, dem er sich behufs eigener Studien in
Dresden oder Zittau in Sachsen einige Zeit anzuschliessen vermöchte.
Gefällige Mitlheilungen darüber wolle man durch die Adresse des
Sekretärs der Redaction an den betreffenden Herrn gelangen lassen. —
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