Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 430
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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430 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1896.)

Hochzeit Spuren von Trübsinn und Niedergeschlagenheit
bei der jungen Frau, die sie sich zwar alle Mühe gab, vor
dem Gatten zu verbergen, auf die Länge der Zeit aber
doch nicht mehr verheimlichen konnte. Das blasse Aussehen
, die Einsilbigkeit und Gedrücktheit, zeitweilig sogar
Thränen mussten dem Gatten an der kurz zuvor noch so
lebhaften und frohsinnigen Frau endlich doch auffallen;
aber er schrieb diese Symptome anfänglich nur dem vielen
und ungewohnten Alteinsein der Gattin zu, legte derselben
somit keine besondere Bedeutung bei, sondern glaubte sie
durch verdoppelte Aufmerksamkeit und Xjiebenswürdigkeit
endlich doch beschwichtigen und bannen zu können. Da
aber alle seine diesbezüglichen Bemühungen fruchtlos blieben
und das Uebel von Tag zu Tag mehr zunahm, indem nun
auch noch schlaflose Nächte hinzukamen und die stillen
Thränen in zeitweises lautes Schluchzen übergingen, so
musste die Sache doch endlich auch dem Gatten nicht
unbedenklich erscheinen und ihn veranlassen, einen Arzt zu
Rathe zu ziehen. Dieser konnte jedoch kein physisches
Leiden entdecken, sondern schrieb die sich zeigenden
Symptome ungefähr den nämlichen Ursachen zu, wie anfänglich
auch der Gatte, empfahl daher blos möglichste
Zerstreuung und Luftveränderung mittelst eines zeitweiligen
Domicihvechsels, am besten in die Heimath. — Also wurde
Herr T. . . in Wernberg verständigt, die Tochter wünsche
auf einige Zeit wieder nach Hause zu kommen, und dieser
nahm sie auch gleich bei seiner nächsten Fahrt nach
* Villach mit sich nach Wernberg zurück. Und siehe da!
Trübsinn und Niedergeschlagenheit verloren sich dort alsbald
wieder, die frühere blühende Gesichtsfarbe kam wieder
zum Vorschein, die Thränen versiegten, der Schlaf war
ausgezeichnet, kurz — die alte Fröhlichkeit und Munterkeit
zogen wieder in das Gemüth der Frau ß. . . ein. — Doch
kaum nach Villach zu ihrem Gatten zurückgekehrt, stellten
sich Gedrücktheit, Trübsinn, Thränen und Schlaflosigkeit
ärger wie zuvor wieder ein.

Liebevollen Beschwichtigungen und ernstem Zureden,
statt des grundlosen Weinens sich doch lieber Ruhe zu
gönnen und zu schlafen, setzte die bedauernswerthe Frau
nur immer den Einwurf entgegen: — sie möchte ja gerne
schlafen, wenn sie nur könnte; allein sie höre, sobald sie
die Augen schliesse und sich zum Einschlafen anschicke,
sogleich ein fortwährendes, schrilles, sinnbetäubendes Durcheinander
von zirpenden, zwillenden,*) singenden

*) Bedeutet „quietschend".


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