Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 475
(PDF, 187 MB)
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d'Esperance: Pepi! 475

plötzlich innezuhalten und sein Glas Bairisch in einem Zuge
zu leeren.

Es war daher nichts Merkwürdiges, dass er sehr gesucht,
sorglos, rücksichtslos, lustig und gutmüthig war. Pepi war
das Leben und die Seele alier Lustbarkeiten, Ausflüge und
Lieblingsspiele des jungen Volkes* Kein Wunder, dass
Anne Marie, als sie von seiner Heimkunft am Pfingst-
Sonntag vernahm, ihren Hochzeitstag so feststellte, dass die
Feier mit Pepis hübschem Gesicht und reichen Spässen verherrlicht
würde. Die Mädchen legten sich ihre glänzendsten
Halstücher um, und putzten die silbernen Geschmeide für
ihre Busen und Spitzenkragen auf, und suchten die Jahre
lang bei Seite gelegten Ketten und Broschen wieder hervor.

Sie waren frisch und früh auf, um sich die Alpenrosen
zu suchen, die sie in ihre goldverbrämten weichen Filzhüte
steckten. Es gab nicht oft dergleichen Tage, an denen sie
das Glück solchen Spasses und solcher Lust hatten, denn
Pepi war jetzt über ein Jahr Soldat gewesen, und es gab
seinesgleichen Keinen mehr. Kein Wunder, dass die
Mädchen den Schritt des Schuhplattrs einübten, damit sie
mit Pepi auf der Hochzeit zu tanzen Gelegenheit hätten;
denn Pepi war sehr eigen darin, dass seine Partnerin ihn
beim Tanzen nicht beschämte, und seit er in München
gewesen, war er ganz wählerisch in Betreff der Geschicklichkeit
und Anmuth seiner Partnerin geworden.

Der Pfingst-Sonntag des Jahres 1894 war demnach weit
mehr voll Freude als die meisten Feiertage. Zuerst war
grosses Kirchenfest mit Prozession gewesen. Pepi hatte selbst
das heilige Kreuz aus der Kirche in das Dorf und wieder
zur Kirche auf den Hügel, die Litaney singend, getragen,
gefolgt von allen Knaben und Mädchen, jungen Burschen und
Mägden, Männern und Frauen, alt und jung, hinauf durch
die lange Strasse, hinaus in's offene Land bis auf den steilen
Hügel, an den zwölf Stationen des Leidens unseres Herrn
vorüber, wo sie das Crucifix bei jeder Station, welche sie
passirten, niedersetzten. Die Leute beteten laut während
ihres Weiterschreitens. Dann betraten sie die Kirche, wo
der Priester das heilige Sinnbild aus seinen Händen empfing
und die knieenden Andächtigen damit segnete. Alsdann
trugen sie es an seinen bestimmten Ort in der Dorfkirche
zurück, und Pepi verlor sich mit der Menge.

Hierauf kr,in Anne Marie's Hochzeit, und Pepi war
bestimmt gewesen, die Braut um 4 Uhr des Morgens mit
einer Serenade zu wecken. Sodann war er mit seinen
Freunden zu des Bräutigams Hause gegangen, um diesen
aus seinem Schlummer zu erwecken. Es war Pepi, der die

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