Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 476
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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476 Psychische Studien. XXIIL Jahrg. 10. Heft. (October 1896.)

Prozession führte, welche Braut und Bräutigam durch das
Dorf bis zur Kirche brachte, wo der freundliche alte Pfarrer
sie erwartete, und der, nachdem die Ceremonie vorüber war,
sie zu den verschiedenen Wirthshäusern geleitete, woselbst
die Leute zu ihrer Beglückwünschung versammelt waren.
Später war es Pepi, welcher die Gäste zum Essen, Trinken
und Tanzen bei dem für das glückliche Paar bereiteten
Festmahle aufforderte.

Es war auch Pepi, der die Braut stahl und sie versteckte,
wo Keiner der Hochzeitsgäste sie finden konnte, und als
schliesslich der vom vergebenen Suchen ermüdete Bräutigam
ein Lösegeld für ihr Wiederauffinden bot, nahm Pepi die
Bezahlung dafür, welche zur Unterstützung der Spasstreiber
für ihre in's Dorf gelieferten Kuchen und Bierspenden
diente. Als sie dann am folgenden Tage „Theater spielten",
war Pepi Leben und Seele der ganzen Vorstellung.

Nun war der letzte Tag der Feiertage gekommen, und
die Dorfbewohner hatten sich wieder an ihre Arbeit auf
den Feldern, an das Hüten ihrer Ziegen- und Schafheerden,
oder an das Weiden der hübschen weissgescheckten und
braunen Kühe an den Abhängen der Berge begeben. Viele
waren bereits auf die Almen in den Bergen für die
Sommerszeit geschickt worden, und als wir langsam um den
Fuss der schneegekrönten Monarchen der Alpenhöhen fuhren,
begegneten wir kleinen Gruppen von Burschen und Mägden,
welche von den Almen zurückkehrten, wo sie ihre Feiertage
beim Besuche der hübschen Sennerinnen in ihren Berghütten
zugebracht hatten.

Einsam genug lebten die Bewohner dieser Almen. Dort
herrschte die Einsamkeit der ewigen Hügel und das
Schweigen der Bergfestungen, das nur unterbrochen wurde
vom Klange der Kuhglocken, oder vom Rauschen der
Bergbäche, welche ihren Weg von den schneeigen Gipfeln,
die den blauen Himmel zu durchbohren schienen, hinab zu
den grünen Thälern nahmen, die gleich Juwelen zu ihren
Füssen lagen.

Die Feiertage waren vorüber, und die Alltagspflichten
mussten wieder aufgenommen werden. Ob mit leichten oder
mit schweren Herzen, die Arbeit musste wieder begonnen
werden. Der Nachmittag war herrlich schön gewesen, und
unsere Fahrt hatte sich über imsere anfängliche Absicht
hinaus ausgedehnt. Erst nach drei Stunden kehrten wir
in's Dorf zurück und vernahmen das dumpfe Läuten der
Kirchenglocke. — „Wer mag es sein, Nazi? Wer kann
wohl gestorben sein?*4 — fragten wir. — „Es wird der alte
Bartl sein, wie ich glaube", — versetzte Nazi] — „er lag


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