Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 477
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0487
d'Esperanee: Pepi.

477

sehon heute Morgen im Sterben. Der Pfarrer trug das
heilige Sakrament zu ihm. Er ist alt und lange krank
gewesen. Gott gebe seiner Seele Ruhe!" — und Nazi
bekreuzte sich fromm, als er den Wunsch aussprach.

Als wir in das Thor einfuhren, sah ich Pepi an beinahe
demselben Ort stehen, wie zur Zeit, als wir abfuhren. Ich
sah ihn sorglos dastehen, und ein komischer Gedanke
durchkreuzte mein Gehirn, dass er wohl während der ganzen
drei Stunden unserer Abwesenheit dort gestanden hätte. Er
kam aber nicht zu unserem Beistande herbei wie zur Zeit,
als wir ihn verliessen; doch dabei war nichts zu verwundern.
Diese Bergbewohner sind selten geneigt, den Dienst eines
Lakeien zu vsrrichten. Als wir an ihm vor überfuhren, blickte
er auf, und unsere Augen begegneten sich. Es war Pepi.
Es konnte kein Trrthum dabei walten. Aber welch' ein
Pepil Gott bewahre mich davor, dass meine Augen jemals
wiedersehen mögen das Antlitz eines seiner Creaturen so
entstellt von Angst, Elend, Verstörung und Hilflosigkeit,
wie das Antlitz war, das sich gegen das meinige erhob!

Mein Herz schien für einen Augenblick still zu stehen.
Ich beugte mich vor gegen seine immer noch auf meinem
Angesicht ruhenden Augen. „Sehen Sie doch", — sagte
ich zu meiner Gefährtin, indem ich ihre Hand ergriff, —
„was ist denn mit Pepi vorgegangen?" — In diesem
Augenblick kam unser Hötelwirth herbei, um uns bei
unserem Absteigen vom Wagen behilflich zu sein. — „Was
soll denn mit Pepi los sein?" — wiederholte meine Freundin
dieselbe Frage gegen mich. Sie hatte ihn mit ihren
kurzsichtigen Augen noch nicht bemerkt und verwunderte
sich über meine Bemerkung. Wiederum fragte ich eifrig:
„Was ist mit Pepi geschehen ?" — „O, gnädige Frau, etwas
so Schreckliches hat sich ereignet, seit Sie uns verlassen
haben; ein so furchtbares Unglück: — Pepi ist todt!" —
„Was, Pepi todt? Ei, Pepi steht ja hier", — unterbrach
ich ihn, dabei rund umher blickeud bis dahü), wo er stand;
aber er war nicht mehr da. Ich ging bis an's Thor und
sah um die Ecke, aber dort war Niemand in Sicht.

Die kleine Gruppe auf der Veranda stand im Gespräche
über etwas, und Nazi hörte mit vom Schreck verzerrten
Gesichtszügen zu, während er bei den Köpfen seiner Pferde
stand. — »Ja", — sagte unser Hötelwirth, — „Pepi ist
todt!" — Er war aus dem Thore geschritten, als wir
hinweggefahren waren. Er hatte sich zu einigen Gefährten
gesellt, und sie waren zusammen durch das Dorf und einen
der Bergpfade empor bis zu einem tiefen Abgrunde gegangen,
der von einer über einen Wasserfall gehenden Brücke


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0487