Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 480
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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480 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 10. Heft. (October 1896.)

sie unter'm Herzen getragen hatte, um die himmlische
Barmherzigkeit zu bitten.

War es denn nicht genug, das glänzende, glückliche
Leben zu verlieren, das die Heimstätte und die Herzen
beinahe dreiundzwanzig Jahre lang erhellt hatte? Aber ach!
dass seine Seele, die unsterbliche Seele, welche Gott in
seine Verwahrung gegeben hatte, auf ewig verloren, zum
ewigen Verderben, zur immerwährenden Qual verdammt
sein sollte 1 — Nein und abermals nein! Die Mutter konnte
sich darüber nicht beruhigen. Sie konnte es ertragen, ihren
Sohn zu verlieren, aber das konnte sie nicht fassen! „0 du
gnadenreiche Mutter Gottes, erbarme dich und hilf mir!*'

Selbst herzkrank vor Mitgefühl mit dem Kummer, den
wir nicht zu lindern im Stande waren, verliessen wir die
schwergetroffene Mutter und kehrten in unsere Wohnung
zurück. Die Thränen blendeten mich, wenn ich an ihre
Todesangst dachte. Ich war Zeuge derselben gewesen, und
ich sehnte mich, etwas Hilfreiches zu thun; aber ich war
eine Fremde im fremden Lande und anders in Glauben
und Religion. Ich konnte nichts thun.

Ich streckte meine Hand aus, um das Thor zu öffnen,
und siehe! da stand vor mir bleich, schreckerfüllt
, im Todeskampf verzerrt und flehend
das Angesicht Pepi's, desselben Pepi, wie ich ihn den
Tag vorher an demselben Orte gesehen hatte, aber so
verändert, — eine schreckliche und unbeschreibliche
Verwandlung!

Es war nur ein Zeitaugenblick, dennoch begriff ich in
diesem Moment den Schreck in seinem Gesicht und wusste,
dass er, obgleich nicht mehr im Körper, die Qualen der
Hölle litt. Er hatte dunkel zu begreifen begonnen, dass er
nicht nur dem Befehle seines vorgesetzten Offiziers nicht
gehorcht, sondern dass er bei seiner Flucht vor den Folgen
seiner Thorheit auch das Gesetz der Kirche übertreten hatte,
infolge dessen er erschreckt war über seine Verdammung
von Seiten des Pfarrers, erschreckt über seine ewige Ver-
dammniss*

Arme, missleitete, unwissende Seele!

Ich rannte bebend hinauf in mein Zimmer und setzte
mich hin, um nachzudenken. Alsdann ging ich zu meiner
Freundin und sagte: — „Ich kann das nicht ertragen.
Lassen Sie uns zum Pfarrer gehen!" — Und so gingen
wir hin.

Armer, alter Mann! Seine VerStörung war kaum geringer
als die der betroffenen Eltern; denn seine Hand war es,
die den zerschmetternden Schlag austheilen musste, und sein


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