Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 481
(PDF, 187 MB)
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d'Esperance: Pepi.

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Herz war wund. — „Wir sind Fremde", Hochwürden!44 —
sagten wir, — „fremd Ihrem Lande und Ihrem Glauben;
aber die Verstörung Ihrer Heerde ruht auch schwer auf
uns» Kann denn nichts geschehen, um die schreckliche Last
zu erleichtern, welche sie befallen hat? Muss das so sein?"
— Und er entgegnete: — „Meine liebe Tochter! Die Kirche
sagt, wenn ein Mensch gewaltsam die Hand an sich selbst
legt, wenn er gesunden und vollbesinnten Geistes ist, ein
solcher vergeht sich gegen Gott und darf nicht hoffen auf
den Segen der Kirche. — Bedenken Sie, wenn ich leicht darüber
hinwegginge, wie viele von meiner Heerde möchten
rücksichtslos und sorglos, wie er war, seinem schrecklichen
Beispiele folgen. — Ja, es ist sehr hart, meine Tochter.
Pepi war mein Liebling unter der ganzen Dorfjugend. Doch
was kann ich thun ? Er hat sich gegen die Gesetze Gottes
und der Kirche vergangen.44 —

„Aber, Hoch würden! Gott hat auch gesagt: — 4Die
Rache ist mein, ich will vergelten.1 — Pepi ist über den
Bereich der Kirche hinaus, et ist in den Händen Gottes.
Seien Sie nicht härter, als Er. Strafen Sie nicht die unglücklichen
Eltern, welche nichts Unrechtes gethan haben,
und die niedergebeugt sind vor Jammer. Pepi muss für
seine Thorheit leiden, aber lassen Sie die Strafe nicht auf
die Unschuldigen fallen.44 —

Es war nicht schwierig, mit dem gütigen, greisen Priester
zu verhandeln. Es war leicht zu sehen: der Kampf zwischen
seiner Herzensgüte und seiner eingebildeten Pflicht war ein
ungleicher, und als wir ihn verliessen, hatte er uns versprochen,
die Frage „vor Gott und die Heiligen zu bringen4' und sie
um ihre Leitung zu bitten.

Diesen ganzen Abend harrten wir ängstlich auf Neuigkeiten
. Dasselbe Schweigen ruhte über dem Dorfe, und
dieselben düsteren Gesichter begegneten uns überall. Der
Abend rückte heran, die Gebetsglocke berief die Leute zur
Abendandacht, und sie versammelten sich schweigend in der
Kirche. Der Gottesdienst begann, und als dann der greise
Priester seine Stimme erhob zu einem Gebet für die Seele
des Todten, da war es, als ob ein Engel die Last von
ihren Herzen genommen hätte, und das Schweigen war
gebrochen. Thränen entströmten den Augen der Leute,
aber die Trauer war vorüber. Pepi's Seele war erlöst.

Am nächsten Morgen begruben sie ihn. Der Umschlag
von den düsteren Befürchtungen bis zur Hoffnung auf
Erlösung war fast zu gross, und mir, die ich von meinem
Fenster aus das vorüberziehende Leichenbegängniss
beobachtete, an dessen Spitze der Priester mit Klingel,


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