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Winkler: Die animistische Natur der Klopftöne etc. 485
physiognomisches Gepräge. Je nach der regen oder minderen
Antheilnahme des Mediums an der Untersuchung seiner
Phänomene klangen die Töne lebhaft bis ungestüm, oder
zögernd, fast scheu.
Die klopfende Intelligenz imitirte alle vorgeklopften
Takte und Rhythmen und solche in den verschiedensten
Variationen und Schattirungen, z. B. in sehr origineller
Weise das Tick-Tack und den Stundenschlag der Uhr, das
Abschnurren der Uhrfeder und der Räder, Mühlengeklapper,
Kugelrollen, Wassertröpfeln u. a. m. Ganz vorzüglich
imitirte die Intelligenz das Abschnellen der Finger als
harfenähnlich gebrochene, sogenannte Arpeggio-Töne, in
crescendo und decrescendo bis wirbelartig auslaufend. Ein
solcher Wirbel enthielt zehn bis fünfzehn Klopftöne und
beanspruchte nur eine Secunde. Bei sechzig solcher Wirbel
brachte die Intelligenz es bis zu mindestens sechshundert
Klopftönen pro Minute. Lagen die Bedingungen günstig,
so war die Intelligenz in dieser Weise mehrere Minuten
thätig. Nach meinem Ueberschlage sind in den bis jetzt verlaufenen
180 Sitzungen — darunter viele von dreistündiger
Dauer — mindestens eine halbe Million Klopftöne binnen
1% Jahren erfolgt.
Ferner imitirte die Intelligenz die chromatische und
diatonische Tonleiter in entsprechenden Rhythmen, sowie
nach dirigirenden Taktbewegungen ganze Musikstücke,
Symphonien und dergleichen. Oft begleitete auch die
Intelligenz das Medium während einfacher Klaviervorträge
durch taktmässig einfache oder trommelnde Klopftöne. Die
klopfende Begleitung nach vordirigirten und vorgespielten
Musikstücken im Duett erfolgte ebenfalls in zwei Tönen zu
gleicher Zeit. Diese Doppeltöne getheilt, variirten in höherer
und tieferer Klangform. Ferner fand die Begleitung durch
Doppeltöne gleichzeitig im Klavier und ausserhalb desselben
auf dem Fussboden statt.
Schon im Februar-Heft 1896 der „Psychischen Studien"
S. 85 führte ich an, dass das Medium musikalisch veranlagt
und demnach in der Begabung mit der klopfenden Intelligenz
leicht zu identificiren sei. Die Töne entstanden in Kästen
und Schränken überall dort, wo das Medium mit seinen
Füssen oder Zehenspitzen mit den betreffenden Gegenständen
in leichte Berührung kam. Im Holzmaterial entfernten sich
die Töne von den Füssen des Mediums durchschnittlich bis
zu einem Meter, so dass die dem Medium zunächst stehenden
Theilnehmer die Klopftöne noch als kugelförmige Eindrücke
in den Fuszsohlen verspürten. Es klopfte ferner in Gegenständen
von jedem beliebigen Material, auf welchen das
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