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Winkler: Die animistisehe Natur der Klopf töne etc. 491
Erörterungen wohl eine gesetzmässige Erscheinung, der
physikalische Vorgang dagegen bleibt weniger gelöst. Die
psychologische Analyse weist auf eine Theorie, wonach die
unbewussten Kräfte des Mediums zunächst den Beweis liefern
für einen von der materiellen Hülle der menschlichen Seele
gänzlich verschiedenen, über unsere normalen Kräfte weit
hinausreichenden Wesenskern.
Je nach der vorherrschenden Stimmung des Mediumismus
und den begleitenden Umständen in Bezug auf Gemüth und
Bildungsgrad der Theilnehmer Hess sich der Erfolg einer
jeden Sitzung vorausbestimmen. Ebenso konnte die durch
Klopftöne erfolgende Beantwortung irgend welcher das
Interesse des Mediums berührenden Fragen schon im voraus
bekannt gegeben werden, vorausgesetzt, dass man über diesbezügliche
Vorstellungen und Gedankenrichtungen des
Mediums genau informirt war. Sowohl in diesem Verhältniss
als in den schon erwähnten physiognomischen Ausdrucksformen
liegt eine Gesetzmässigkeit, welche weder bekannt
ist, noch zweifellos von dem Medium zuerst ersonnen und
für jede eintretende Manifestation in Erwägung gezogen sein
kann. Gerade die vollendete Harmonie der Anschauungen
und seelischen Dispositionen des Mediums mit den jeweiligen
charakteristischen Klangformen der Klopftöne bürgt in
gewissem Grade schon allein für die Echtheit der Mediumität.
Zumeist wird leider noch zu wenig Werth auf die
Beurtheilung vorzugsweise des Charakters der Phänomene
selbst gelegt, während die Unerklärlichkeit der rein physikalischen
Vorgänge schon genügend Zeugniss geben soll für
die Echtheit der Mediumität. So ist der Gegnerkreis mit
minderem psychologischen Verständniss stets auf die eingehende
Untersuchung des Mediums und seiner Umgebung
— anstatt seiner Phänomene — angewiesen. Aus diesem
Grunde ist das Wasser-Experiment noch nothwendig erwähnt
worden, um das Medium von jedem Verdacht einer bewussten
bezw. directen Mitwirkung an den Phänomenen zu entlasten.
4) Verschiedenes.
Die Ausbildung des Mediums geschah ohne jede
hypnotische oder magnetische Behandlung, gegen welche sich
dasselbe übrigens sträubt. Der sogenannte Tranee-Zustand
mit diesen sich dokumentirenden Phänomenen erfolgte sofort
nach dem ersten Versuch einer Kabinetsitzung.
Die zarte Constitution des Mediums liess eine weitere
Ausdehnung d^r Experimente, als bisher geschehen, leider
nicht zu. Da das Medium von jeher an körperlicher
Schwäche leidet und warme Temperatur mitunter einen
ungünstigen Einflussf auf das Zustandekommen der Phäno-
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