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Kurze Notizen.
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diesem vortrefflichen Redner in würdiger Weise von seinem
christlichen Standpunkte aus, und am Schlüsse vernahmen
wir noch eine kurze Widerlegung der jüngst von Professor
Pusch gehaltenen Rede. Da dieser Herr auf eine zu kurz
bemessene Einladung hin nicht sofort von Breslau aus hatte
erscheinen können, um sich zu vertheidigen. eröffneten seine
Freunde am 7. September er. eine Versammlung in der
„Bauhütte" mit Entree, die wohl von 00 Personen besucht
war, in welcher jedoch Herr v. Pusch leider nicht das Glück
hatte, seine Gegner durch seine durch und durch paradoxen
Behauptungen über Theosophie, Occultismus, Buddhismus
und Spiritismus und durch seine heftigen Angriffe auf die
Gegner irgendwie zu überzeugen. Auch sein Versuch, nach
einer wohl eine Stunde lang in ihren Sätzen sich eilig
überstürzenden, monotonen Bede .noch eine halbstündige
Ansprache eines angeblich abgeschiedenen Geistes in
nunmehr zwar langsamem, aber gleich eintönigem Wortfall
in allen verschiedenen Reinearnationen desselben wieder zu
geben, verrieth, abgesehen von ihrem höchst zweifelhaften
Inhalt, so sehr die eigene erkünstelte Mache, dass ein
Glaube an deren Echtheit unmöglich selbst in den
gläubigsten Zuhörern erweckt werden konnte. So wurde
ihm dann auch von Seiten seines anwesenden Herrn
Opponenten schliesslich erklärt, dass er den Herrn Professor
eigentlich gar nicht verstanden habe und deshalb auch nicht
weiter mit ihm disputiren könne. Die heftigen persönlichen
Angriffe auf seinen Opponenten, unter denen auch das Wort
„Satansknecht" und ähnliche gefallen waren, suchte Heir
v. Pusch schliesslich damit zu maskiren, dass er erklärte,
es habe da nicht sein persönliches, selbstbewusstes Ich,
sondern sein höheres Nicht-Ich aus ihm heraus gesprochen,
das sich diese Ausdrücke habe erlauben dürfen, während
er selbst nur willenloses Medium desselben sei und mit
Niemand in Streit und Feindschaft leben wolle. „Credat
Judaeus ApellaV — Vielleicht war an dem Allen der
Umstand schuld, dass Herr v\ Pusch seinen Vortrag vorher
nicht ausgearbeitet hatte, wie er Eingangs selbst erklärte,
sondern eben alles durcheinander aus dem Stegreif sprach.
/) Aus Zwickau wird unterem 10. September er.
1. Beil. zum „Leipz. Tagebl." Nr. 463 v. 11. September er.
berichtet: — „Die schädliche Wirkung des
Spiritismus zeigt sich an einem elfjährigen Knaben in
Planitz, welcher mehreren spiritistischen Sitzungen beigewohnt
und sich so aufgeregt hat, dass er jetzt von Zeit
zu Zeit in Halbschlaf verfällt und von Geistern phantasirt"
— Sollte es nicht vielmehr umgekehrt der Fall sein, dass
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