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522 Psychische Studien. XXIIL Jahrg. 10. Heft. (October 1896.)
Familie. An einem alten Portal ist, in Stein ausgehauen,
die Sage verewigt, indem dargestellt ist, dass der Teufel
an einer langen Stange über den Boerfluss hinweg die
Pantoffel der Hexe reicht. (Die Hexe überredet die Gräfin,
in der Nacht dem Grafen ein graues Haar unten am Kinn
abzuschneiden, dann werde er von seiner übermässigen
Jagdlust ablassen. Dagegen sagt sie dem Grafen, die Gräfin
sei in den Prinzen verliebt and wolle ihm in der Nacht den
Hals abschneiden.) Diese Sage wird mit der Burg Burgau
in Verbindung gebracht. („Berliner Börsen-Zeitung" vom
5. März 1896.)
m) Der Magnetiseur Hansen aus Kopenhagen,
eine auch in Berlin durch seine magnetischen Experimente
und hypnotischen Vorführungen allgemein bekannte Persönlichkeit
, wird in Zukunft seine öffentlichen Demonstrationen
nicht mehr veranstalten dürfen. Die Herren Minister des
Innern, der Medicinal- und geistlichen Angelegenheiten haben
nämlich in einem gemeinschaftlichen Rundschreiben die
Polizeibehörden angewiesen, die Veranstaltungen Hamen's
im ganzen Bezirk der Monarchie nicht mehr zu gestatten,
weil es sich bei den gedachten Vorstellungen um physiologische
Experimente handle, welche die Möglichkeit einer
Schädigung der Gesundheit bei den hierfür als sogenannte
Medien benutzten Personen mindestens sehr nahe legen.
Danach dürfte wohl die Vorführung hypnotischer Experimente
in der Oeffentlichkeit für Preussen in Zukunft völlig ausgeschlossen
bleiben» („Berliner Lokal-Anzeiger" Nr. 103 v.
1. März 1896.) Vgl. „Psych. Stud." Septbr. Heft 1896 S. 470 ff.
n) „Es interessirt Sie, zu erfahren; — 'Wie ich ein
Spiritualist geworden bin?1 — Wohl! Ich habe
einen Berliner Freund, einen bekannten Schriftsteller, Herrn
Dr. A. v. H., mit dem ich viel über religiöse und philosophische
Fragen mich unterhielt. (Ich war damals am Berliner
Lessing-The&tev.) Als ich eines Tages zu meinem Freunde
kam, erklärte er mir allen Ernstes, dass er angefangen, sich
dem Spiritismus zuzuneigen, und erzählte mir Folgendes: —
Er hatte eine Cousine, bei der die Mediumschaft spontan
aufgetreten war. Er war vorher durchaus materialistisch
gesinnt gewesen und hatte weidlich über den Unfug geschimpft.
Als ehrlicher Mann wollte er aber nicht nur schimpfen,
sondern widerlegen. Er ging hin und machte eine Sitzung
mit. Die Manifestationen, die dabei geschahen, aufzuzählen,
würde zu weitläufig sein. Genug, er sagte mir darüber: —
,Ich ging hin, um den Schwindel aufzudecken, und ging fort
zerschmettert oder erhoben, wie man's nehmen will/ Der
intellectuelle Inhalt war ihm Identitätsbeweis gewesen. Er
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