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Kurze Notizen. 523
hatte dem geistigen Leben seines verstorbenen Vaters, eines
Professors der Botanik, am nächsten gestanden; er war
überzeugt, das konnte nur sein Vater sein, der so durch
den Tisch mit ihm sprach. Die Stichhaltigkeit dieser
Folgerungen dahin gestellt: mir war jedenfalls die ernsthafte
Haltung meines Freundes Grund genug, dem Spiritismus
wenigstens ernsthaft näher zu treten. Zufällig tagte damals
die Vereinigung „Sphinx" in der Privatwohnung des Bruders
meines Freundes, des Herrn 0. v. ZT., dessen Freund, seit
Jahren Spiritist, zeitweilig der Vicepräsident der „Sphinx4'
war. So hatte ich Gelegenheit, einer Sitzung mit dem
Medium Frau Minna Demmler beizuwohnen. Die Prüfungsbedingungen
waren vorzügliche; ich selber hatte das Glück,
ihrer Vorbereitung mit beizuwohnen. Die Sitzung hatte den
schönsten Erfolg. Wir erlebten die Materialisirung von acht
Geistgestalten. Bald darauf zeigte sich auch bei meiner
Frau eine mediale Veranlagung, na — und ,su iis' halt
kemma'. — Aber, tief in naturwissenschaftlichen und
philosophischen Studien steckend, wäre ich vielleicht heute
noch nicht ernstlich Spiritist, wenn nicht ein Jahr später,
als ich in Hamburg war, meine Frau lebensgefährlich
erkrankt wäre. Lediglich, um im Angesichte des Todes
meiner Frau die Beängstigungen über die Fortexistenz der
Seele zu vertreiben, kaufte ich einige kleinere spiritistische
Schriften, die ich sogar nur nach dem immer wiederkehrenden
Drängen meiner Frau selber zu lesen mich entschloss. Ein
kleines Werkchen von du Prel — „Der Spiritismus" —
rüttelte mich auf, und ich nahm leider wieder nach einer
Unterbrechung von Jahren endlich mein occultistisches
Studium auf, wie dann bald vor dea Untersuchungen
Crookes1 und Zöllner's die letzten Zweifel flohen. — Ich bin
seitdem auch unausgesetzt praktisch thätig, das heisst,
meinem eigenen Vorschlage getreu suche ich Medien zu
entwickeln, so weit nur Umstände und Kräfte es erlauben.
Auch dass ich gerade hier meinen Ferienaufenthalt
genommen, hat keinen anderen Grund. Ueber meine Erfahrungen
in dieser Beziehung vielleicht in einem anderen
Briefe, wenn Sie nicht etwa schon an dieser etwas angeschwollenen
Epistola genug haben sollten. Möge diese
Sünde meinen Platz in Ihrem Interesse nicht verändern.
Mit herzlichem Gruss Ihr ergebener Oskar Mummert,
Marienau bei Lichtenstein Ende Mai 1896. —
6) Erscheinung zweier Nonnen zu Hildesheim
und ein Fall von Scheingeräuschen. —
Z., d. 7. August 1896. — Sehr geehrter Herr Sekretär der
Eedaction! — Erst heute kann ich meinem Versprechen
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