http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0535
Kurze Notizen. 525
herunter, so dass es erwähntes Fräulein sogar auf der Strasse
gehört hat.*) Mir ward nun auch ängstlich zu Muthe, ich
verschloss die Thür und ging zu Bett. Kaum dass eine
Viertelstunde Ruhe geherrscht hatte, begann der Lärm von
neuem und stellte alles vorher Erlebte in den Schatten.
Holz wurde in grossen Massen die Treppe hinunter geworfen
und gegen unsere Stubenthüre gethürmt. Eine halbe Stunde
dauerte dieser Lärm, und ich glaubte, am nächsten Morgen
nicht zur Thüre hinaus zu können. Bei den ersten beiden
Fällen glaubte ich einen ungehörigen Scherz, den sich
Jemand erlaube, vor mir zu haben, aber zum Fortbewegen
solcher Massen, wie zuletzt, gehörten unbedingt mehrere
Personen. Da ich aber mit meinen Kindern allein im Hause
war, fürchtete ich mich, und sah nicht nach. Am nächsten
Morgen früh 5 Uhr stand ich auf. Aber wer beschreibt
mein Erstaunen? Da war weder Holz zu sehen, noch
Sensen u. s. w. Alles, und auch die Kürbisse, befanden sich
noch in bester Ordnung auf dem Boden." —
Ich habe mich später wieder, diese Angelegenheit betreffend
, erkundigt; die Geräusche der erwähnten Nacht
haben weder Folgen gehabt, noch haben sie sich wiederholt.
— F. W. [Man vgl. Luther*s Erlebniss auf der Coburg.]
p) Der neunjährige Bauernbursche Paulin Dupont, dessen
in visionärem Zustande gemachte Angaben sich häufig
bewahrheiteten, beantwortete jüngst in seinem Heimathsdorfe
Eodez die Frage nach den jahrzehntelang vergebens gesuchten
Glocken einer verfallenen Kirche. Paulin bezeichnete
den Ort genau und gab an, man werde zuerst zwei Skelette
finden. Diese wurden nun thatsächlich gefunden. Nach den
Glocken wird weiter gesucht. (Nürnberger „General-Anzeiger"
Nr. 148 v. 26. Juni er.)
q) St Öeor^s-Thaler. — „Talismane, Amulette und
heilige Zeichen finden wir bei allen Völkern des Alterthums
und der Neuzeit. Die Skarabäen der Aegypter, die mit
magischen Formeln beschriebenen Amulette der Juden, die
Abraxasgemmen der Gnostiker, die samothrakischen Einge
der Griechen, die Alraunen und Galgenmännlein des Mittelalters
, die Passauer Zettel sowie das Triquetrum, die
Suastica, das christliche Kreuz und vieles andere sind einige
bekanntere Beispiele davon. Sie alle wurden getragen oder
angewendet, weil man ihnen einen magischen Einfluss auf
das Wohlergehen oder die Unternehmungen des Besitzers
*) Man vergl. hierzu das Erlebniss des jüngst verstorbenen Herrn
Carl Alexander Schulz, berichtet in „Psych. Stud." October-Heft 1890
S. 446 ff. — Der Sekr. d. Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0535