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526 Psychische Stadien. XXIII. Jahrg. 10. Heft. (October 1896.)
zutraute. Die christliche Kirche ist nicht nur nicht frei
von diesem Aberglauben, sondern hat ihn im Gregentheil
ganz besonders ausgebildet, so viel auch seit der Synode von
Laodicea im 4. Jahrhundert Päpste und Concilien dagegen
geeifert haben; er besteht heute noch ungeschwächt. —
Auch die Georgsthaler gehören hierher." — So zu lesen in
„Vom Fels zum Meer11 14. Jahrg. 26. Heft (Stuttgart,
Berlin, Leipzig, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1895)
S. 584—586 mit einer erläuternden Abhandlung über deren
Echtheit oder Unechtheit und der Abbildung eines echten
Mansfelders von 1610. Die mit der ungeraden Jahreszahl
sollen mit denen von 1609 und 1611 am kräftigsten, weil
echtesten sein. Graf David v. Mansfeld liess sie von 1603—
1615 prägen, und weil ein sächsischer Oberst, Graf
v. Liebenau, im 30jährigen Kriege einen solchen auf der
Brust getragen hatte und durch ihn zweimal gegen eine
Kugel geschützt worden war, welche von der Münze abprallte,
hielt man diese Thaler für schussecht machend. Später wurden
noch eine Menge anderer nachgeprägt, päpstliche (1624,
1708), mantuanische (1591, 1592, 1595, 16J 7), Lütticher
(1545,1546, 1548), Fugger'sehe (1622), schwedische, russische,
ungarische, alle mit dem heiligen Georg zu Pferd, mit Lanze
oder Schwert den Drachen bekämpfend. Erst von 1521 an
wurden Georgsthaler geprägt, 1200 gab es schon Brakteaten,
Georgsgroschen 1515. Der heilige Georg wurde als Patron
aller Ritter und Reiter, der Soldaten und Seeleute,
besonders auch der Kranken verehrt. Auf ihn wurden auch
Schaustücke geprägt mit dem Drachen und der in der
Legende des Jacobus de Voragine erwähnten Jungfrau, dazu
die Umschrift: — „St. Georgias equitum patronus", — auf
der anderen Seite den Heiland schlafend im Schiffe auf
sturmbewegtem Meere und der Umschrift :— „In tempestate
securitas". Die echten Georgsthaler von 1521—1523, durch
den Münzmeister Georg Meinhart in Eisleben geprägt, hatten
die Umschrift: — „MONEta ARGENtea GOMitum
DOminorum DE MANSFELD", — ein altes Wappen mit
gekröntem Helm und 8 Fahnen darauf, und auf der anderen
Seite die Umschrift: — „SANCTVS: GEORG1VS:
PATronus: COMitum: DOminorum: DE: MANSfeld", dazu
den heiligen Georg mit dem getödteten Drachen und auf der
Decke seines Pferdes die Worte: — „ORA PRO Nobis."
— Besonders zu Kremnitz in Ungarn wurden die blossen
Schaustücke in vielen edlen Metallen geprägt; auch an ihnen
haftet der Aberglaube, dass sie vor Gefahren zu Wasser
und zu Lande schützen. Der Verfasser des Artikels stellt
sie mit den Glücksschweinchen, gefundenen Hufeisen, vier-
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