Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 532
(PDF, 187 MB)
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532 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1896.)

das Axtorakel, sowie das Orakeln mit dem an die Erbbibel
gebundenen Erbschlüssel auch besonderer Verbreitung
erfreuten, so dass uns Bodin erzählt, wie die Richter zu
seiner Zeit die Hexen durch Sieblaufen und andere dergleichen
magische Künste aufgesucht hätten, so spricht es
De Porta ganz bestimmt aus, wie man alle möglichen
Gegenstände zu Wünschelruthen gemacht." • . Noch am
Schlüsse des Mittelalters schrieb der italienische Philosoph
Pietro Pomponazzi (1462—1525) *): — „Ich halte es gar nicht
für unmöglich, dass gewisse Personen durch einen unmerklichen
Hauch oder durch blosse Ausdünstungen ohne eine
weitere Berührung ein Sieb bewegen."2)

Verlassen wir nun das Mittelalter und gehen zur Neuzeit
über. Für das 16. und 17. Jahrhundert fliessen die Quellen
besonders reich. Grimm*) schreibt darüber: — „Dieses
Sieblaufen (Siebjagen, Siebtanz) muss im 16. und 17. Jahrhundert
in Frankreich und Deutschland sehr üblich gewesen
sein; viele Bücher reden davon und stellen Siebdreher und
Segensprecher zusammen."4) Interessante Belege hierfür giebt
ein Aufsatz über „Bewegungsphänomene" von Haussen*) Der
Verfasser schreibt: — „Hierher gehört auch das berühmte
Sieblaufen. .. Zwei Personen fassten mit einer Scheere oder
Zange ein Sieb so, dass ein Theil der äusseren Rundung
eingeklemmt war, und hielten es in die Höhe. . • Der
kaiserliche Arzt zu Ensisheim im Elsass, Georg Pictorius von
Villingen, versichert in seiner 1563 gedruckten Schrift von
der zeremoniellen Magie, dass es ihm auf diesem Wege
dreimal gelungen sei, die Namen von Personen zu entdecken,
welche ihm Geld und einen Hund gestohlen und ein Vogelgarn
zerschnitten hatten. Nach Erasmus von Rotterdam6)
war die Koskinomantie die damals gebräuchlichste, populäre
Wahrsagungsart, deren divinatorische Wahrheit natürlich
aber ebenso sehr von der medialen Begabung des Experi-

*) De ineantationibus. (Basil. 1556.) Cap. I. p. 22 ff.,>citirl nach
Mieservetter, L 511. —

2) Des Interesses halber sei hier auch die Stelle aus Goethe4*»
„Faust" I. erwähnt: — „Sieh' durch das Sieb — Erkennst Du den Dieb?"

3) a. a. 0. S. 1063. —

4) Ich gebe hier die Grimmsche Anmerkung, die wichtige
Literaturnachweise enthält, wieder: — „Fischart, Dämonomania. p. 71.
— Hartmatm, Von Segensprechen 99. — Stmplic. 2, 352. — Ettnefs
„Apoth." 1187. — Joh. Praelorius, „Vom Sieblaufen". (Curiae Varisc.
1677.) 4°. — Rommel'* „Hessische Geschichte". 6, 61. — Des Weiteren
spricht er über das Vorkommen im Burgundischen. —

6) „Zur Geschichte der Bewegungsphänomene von Joh. S. Haussen."
(„Sphinx" 1886.) II. Bd. S. 118. —
6) „Apopbtegmata". Lib. VIII.


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