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Bohn: Erbschlüssel und Siebzauber.
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Wdldtschmidt1) beruft sich nur auf Peucer, Wier und
Bodinus. Recht sonderbar muthet uns die Mittheilung
Tabaks*) an: — „Et memini in consulis cujusdam aedibus
cribrum ad furem explorandum adhibitum fuisse," („Ich
erinnere mich, dass im Hause eines Beamten das Sieb
zur Entdeckung der Diebe verwendet wurde.")
Einen ferneren Beleg bietet Michael Freudius2): — „Das
Siebdrehen oder Sieblauffen | und die auss demselben
gesponnene Warsagung ( ist eine ungewisse und gantz
unzulässliche böse Kunst. Dann zugeschweigen j dass derjenige
| so dass Sieb auff der Zang mit den Fingern
berühret | dasselbe nach seiner Beliebung entweder kann
bewegen | oder sonst mag bewegt werden | so geschiehet es
doch durch des Teuffels Hülff | und dadurch er manchem
unschuldigen Menschen offtmals gantz unrecht | und auff
diese masse dess Diebstals | Todtschlags | u. s. w. dessen
Unschuld endlich wunderlich am Tag kömpt: sondern auch
die | so solche Dinge zu wissen umb rath fragen | schändlich
betriegen. Selten aber thut er die Schuldigen offenbahren,
es geschehe dann zu seinem sonderbahren Vortheil.
„Und werden | Gott erbarms | noch jetzund viel gefunden
so doch Christen heissen wollen | die mit solchen bösen
Händeln umbgehen | und dadurch verborgene Dinge | Diebstal
| und das was verloren worden | offenbaren und erkundigen
wollen. —
Auch den „Erbschlüssel" beschreibt Freudius: — „Ad
eundem usum erat (pro dolor! adhuc est) xZeido[/avTsia,
per clavem; cui circumdabant chartulam inscriptam nomen
suspecti: deinde clavem alligabant sacrae Scripturae codici,
hunc virgo sustentabat, et verbis certis murmuratis cartula
ad nomen criminosi vertebatur movebaturque." [D. h.
übersetzt: — „Zu demselben Zwecke diente — leider Gottes
auch noch heutzutage! — die Kleidomantie, durch einen
Schlüssel. Man umwickelte denselben mit einem Zettel, auf
dem der Name des Verdächtigen geschrieben war. Darauf
band man den Schlüssel an einer Bibel fest, welche eine
Jungfrau hielt. Man murmelte nun bestimmte Worte, und
der Zettel wendete und bewegte sich zum Namen des Uebel-
thaters hin."]
Schliesslich führe ich aus dieser Zeit noch einen
!) B. Waldtschmtdt: — „Pythonissa Endorea." 1660. S. 100.
2) 0. Tabor: — „De Tortura." Glessen 1666. S. 119.
3) Michael Freudius, „Gründlicher Bericht von Zauberey vnd
Zauberern". 1671. S. 176. — Vergl. „Psych. Stud." Dezember-Heft 1895
S. 554 ff. —
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