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536 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1896.)
ungarischen, wenig bekannten, Schriftsteller an.1) Derselbe
schreibt: — „Neque Semper eadem instrumenta divinationum
ab omnibus magis divinatoribus adlubentur. Alii enim certis
ritibus---alii per anulos; alii per cribra; alii per
secures vel per claves. .. Cribrum imponunt forcipi et
forcipem binis digitis comprehendunt, et elevant, prolatisque
certis verborum formulis subdant nomina eorum quos furtum,
vel aliud occultum crimen patrasse suspicant: reumque
illum credunt, quo nominato cribrum tremit, mutat, vel
movetur. Securim rotundo infigunt palo, et ex ejus motu
in furis notitiam se devenire credunt." — [D. h. übersetzt
: — „Nicht immer werden dieselben Werkzeuge zur
Wahrsagung von den zauberischen Wahrsagern angewendet.
Die einen bedienen sich bestimmter Gebräuche, die anderen
der Einge, Siebe, Beile, Schlüssel u. s. w. Man legt
ein Sieb auf eine Zange, ergreift letztere mit zwei Fingern
und hebt sie in die Höhe. Nachdem man nun bestimmte
Wortformeln gesprochen hat, fügt man die Namen derer
bei, die man im Verdachte hat, einen Diebstahl oder sonst
ein heimliches Delict begangen zu haben. Der wird für
den Schuldigen gehalten, bei dessen Namen das Sieb zittert,
seine Lage verändert oder sich bewegt. Ein Beil schlägt
man an einen runden Pfahl und glaubt aus seiner Bewegung
den Namen des Diebes zu erkennen."] — Wie wir gleich sehen
werden, hat sich der „Siebzauber" auch heute noch in
Ungarn erhalten. Ende des 17. Jahrhunderts finden wir
ihn auch in Amerika. Coiton Maither*) berichtet, dass in
Massachusetts „die Leute Beschwörungen mit Sieben,
Schlüsseln, Erbsen, Hufeisen, Nägeln und anderem Geräth
trieben, um Dinge zu erfahren, für welche sie eine unerlaubte
Neugier hatten."
Unserem Jahrhundert sind Sieb und Erbschlüssel, wie
schon der Bericht der „Psych. Stud." beweist, sehr wohl
bekannt geblieben. Kieser?) Perty*) und Schindler*)
erwähnen sie beispielshalber. Ausführlicheres geben Carus6)
und HornungS) Von den Magyaren sagt z. B. der beste
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*) Martin Szent-lvany: — „Curiosiora et selectiora Miscellane."
Tyrnaviae 1689. S. 182. I. Bd. (Vergl. „Psych. Stud." Juli-Heft 1895
S. 308 ff.) —
*) Memorable Providences relating to Witchcraft and Possession.
(London 1689.) — Haussen.
S) a. a. 0. S. 168. —
4) Pertyx — „Mystische Erscheinungen." 2. Aufl. II, S. 18. —
») a. a. 0. S. 304 —
•) Carus: — „Ueber Lebensmagnetismus." 1857. S. 215. —
*) Hornung: — „Neue Geheimnisse des Tages." 1857. S. 402.
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