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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 547
regnigten, mondlosen Abende des September 1839 mit zwei
Freunden zwischen Kamenz und Königsbrück kaum hundert
Schritte vom Wege an Teichen mit sumpfigen Ufern gesehen
habe. . . Derselbe schreibt ihm weiter: — „Im November
desselben Jahres wurde ich darauf aufmerksam gemacht,
dass sich vor dem Tauchaer Thore in Leipzig Irrlichter in
Menge sehen liessen. Es war ein ziemlich kalter, heller
Abend, an dem ich hinausging. Die Wiese, auf der die
Irrlichter sich zeigen sollten, war klein, feucht und erst in
neuerer Zeit mit Gräben durchzogen. . . Nach einigem
Verweilen bemerkte ich in dem Eisenbahngraben (der die
Wiese auf der einen Seite einschliesst) ein schwaches
Leuchten und sah ein kleines Elämmchen, eben so hell wie
der Dampf, den ein schwach geriebenes Phosphorhölzchen
ausstösst, und diesem sehr ähnlich aufflammen, sogleich
wieder verschwinden und noch zwei bis drei Sekunden an
derselben Stelle wiederkommen und ebenso rasch verlöschen...
Das Elämmchen leuchtete etwa drei Zoll hoch über dem
schlammigen Boden und war etwa einen Zoll hoch, . . Ein
Eorthüpfen habe ich nie bemerkt, indess hatte es, wenn ein
Elämmchen erlosch und ein anderes an derselben Stelle
erschien, das Ansehen, als ob sie sich bewegten. Der in
der Nähe stationirte Eisenbahnwärter erzählte mir von der
Menge Johanniswürmchen, welche so spät noch die Wiese
bedeckten." —
Diese Flämmchen waren alle stationär, ebenso die vom
Professor der Physik in Kiew E. Knovr in den letzten Tagen
des Monats August 1825 zu Herzberg in der Provinz
Sachsen nach der kleinen Stadt Schlieben zu am Waldsaume
auf der Hutung gesehenen. („Poggendorff's Annalen"
LXXXIX, S. 620.) „Ich schätzte die Länge des Lichtchens,
soweit ich es frei betrachten konnte, über eine gute Hand
breit, ... die Breite aber beiläufig auf 1% Einger breit, ...
die Eorm hielt ich für zylindrisch. Das Licht war in der
Mitte matt, ohne Glanz, mit einem schwachen gelben Schein,
gegen den Rand wurde es erst licht violett, dann dunkel
violett. (Es verlor sich nach den Seiten wie nach oben ohne
eigentliche Begrenzung und bildete auch keine Spitze.) Die
Luft war an jenem Abende ganz ruhig, und das Lichtchen
zeigte, wenn es nicht zerstört wurde, durchaus keine
Bewegung • nur wenn ich mit dem Stocke in das Schilf oder
durch das Licht selbst schlug, zuckte es leicht und leuchtete
dann wieder ruhig fort ohne irgend eine bemerkbare
Aenderung. Ein leichtes Wehen mit dem Schnupftuche
brachte das Licht nicht in Bewegung; versuchte ich aber
mit dem Tuche einen starken Luftzug hervorzubringen, so
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