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548 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1896.)
begann das Licht zwar etwas, aber doch nur unbedeutend
zu schwanken, . . . und obwohl ich die Spitze meines mit
einer dünnen Hülse von Messingblech beschlagenen Stockes
über eine Viertelstunde in das Plämmchen hielt, so konnte
icb doch nicht die geringste Spur von Erwärmung daran
fühlen." — Auch das Aufrühren des Sumpfes mit dem
Stocke hatte nicht den geringsten Emfluss auf das Licht.
Schulrath JLoof aus Gotha berichtet in einem Briefe
an den Meteorologen Dove in Breslau („Pcggendorff's Annalen'*
CVIII, S. 656) über das Erlebniss eries seiner Schüler,
Theodor List aus Lauterbach in Oberhessen, vom 24. October
1859, dass derselbe in den ersten Tagen des October jenes
Jahres, nach Absolvirung des Realgymnasiums, bis Bebra
mit der Eisenbahn und dann zu Fuss über Hersfeld und
Schlitz nach Lauterbach in die Heimath gereist sei. Hier
sah er im Puldathai, das mit schweren, weissen Nebeln
bedeckt war und stark riechende, feuchte, modrige Dünste
aussandte, plötzlich ein Plämmchen am Rande der Chaussee
zwischen Oberwegfurth und Steinbach, und das bei hellem
Mondschein. Als er auf dasselbe zuschritt und kaum einen
Fuss davon entfernt war, verschwand es. „Doch es dauerte
keine Sekunde, so sah ich ein zweites, drei, vier andere.
Alle Plämmchen blieben ruhig an ihren Plätzen stehen,
machten keine Bocksprünge und tanzten auch nicht. Indessen
musste ich mich den Lichterchen sehr behutsam
nähern, wenn sie nicht verlöschen sollten, und musste jeden
Luftzug vermeiden. War ich recht vorsichtig, so gelang
es mir oft, mich über die Plämmchen zu beugen und in
der Distanz von l3/2 Fuss ihre Form und Farbe zu
beobachten. Es waren Plämmchen von der Grösse eines
Hühnereies. . . Die meisten hatten grünlich-weisses Licht
mit ziemlich hellem Glänze. Ich war bei einigen so glücklich
, bis in die Flamme mit der Hand zu greifen, Hitze
war nicht zu spüren. Bewegte ich aber nur einen Finger,
so war die Liehterschemung verschwunden. Manche entstanden
mit einer Art Knall.. . Länger als 1—1% Minute
hielt selten ein Plämmchen stand." —
Der Verfasser Dr. F. Rosenberger meint, dass mit dem
Jahre 1859 die Beobachtungen über Irrlichter erloschen
seien. Selbstverständlich doch nur die in den Poggendorff'schen
und andeien ihm zugänglichen physikalischen Annalen. Was
den Herren Wissenschaftern zur Zeit nicht passt, oder ihnen
nach ihren bisher vorgefassten Meinungen nicht erklärlich
ist, oder nur im Geringsten nach etwas Geist und
Geistern schmeckt, wird einfach perhorrescirt oder
hinweg erklärt. Dr. Rosenberger wenigstens sagt: — „Man
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