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552 Psychische Studien. XXIIL Jahrg. 11. Heft. (November 1896.)
einen menschlichen Helfer auszuschliessen scheint. Nach der
Lektüre der Artikelreihe des Sekretärs der Redaction dieser
Zeitschrift — 'Parallelfälle u. s. w.' — scheint mir die
plausibelste Erklärung die zu sein, dass hier der Glaube
des Dichters an die ,rettenden Irrlichter* durchschimmert
und die Stelle in diesem Sinne zu deuten ist. —
„Drs jr. zu Winterthur."
Eine ähnliche dichterische Beglaubigung eines mediumi-
stischen Vorganges enthält auch Pro! Joh. Gabriel SeiflVs
(1804 in Wien geb.) Gedicht: — „Der todte Soldat"
welches beginnt: —
„Auf ferner, fremder Erde, Da liegt ein todter Soldat,
Ein ungezählter, vergessner, Wie brav er gekämpft auch hat.'4 U. s. w.
3. Doch ferne, wo er zu Hause, Da sitzt beim Abendroth
Ein Vater voll banger Ahnung Und sagt: 'Gewiss, er ist todtP —
4. Da sitzt eine weinende Mutter Und schluchzet laut: ,Gott helf!'
Er hat sich angemeldet, ,Die Uhr blieb stehn um Elf!4
— U. s. w.
Zu allerletzt verdanken wir einer uns freundlichst
zugesendeten Plauderei über „Irrlichter und St. Elmsfeuer"
von einem Herrn Bernhard Ohrenberg, der freilich an die
Irrlichter mit spukhaften Vorgängen nicht glauben zu können,
solche vielmehr im „Hamburger Correspondenten" Nr. 602
v. 27. August er. nur als electrische Erscheinungen erklärt,
noch folgende ihm selbst widersprechende Thatsaehen, indem
wir ihm ruhig seinen Glauben an blos humorvolles Jägerlatein
, Schäferglauben, Kräuter frauen-Berichte u. s. w. dabei
lasser; — denn er tischt uns da den von uns bereits im
Mai-Hefte 1892 S. 200 ff. erwähnten Fall und schlechten
Witz eines hervorragenden Docenten der Chemie, Dr. Trommer
zu Eldena, welcher ein Dutzend alte Fischerfrauen mit
Laternen nach Regenwürmern suchend gesehen haben will,
als Schlusstrumpf seiner Betrachtung auf.
Vorher aber sagte er doch: —
„Zu leugnen, dass schon häufig bei Nachtzeit an einsamen
Orten seltsame Lichterscheinungen beobachtet wurden, wäre
thöricht; man hat diese wandernden Flammen nicht nur in
mythenhafter Vergangenheit häufig gesehen, sondern sie
tauchen auch j^tzt noch, bald hier, bald dort auf; in diesem
Jahre wurden derartige Erscheinungen in der Nähe der
schlesischen Stadt Jauer gleichzeitig von verschiedenen
Personen erblickt. [Vgl. Psych. Stud. April-Heft 1896 S. 194 ff.]
„Dass sich der Volksaberglaube mit diesen Lichtern
lebhaft beschäftigt — sie werden für die ruhelosen Seelen
Verstorbener angesehen — darf um so weniger überraschen,
als derartige Flammen an gewisse Orte wie gebannt sind.
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