Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 561
(PDF, 187 MB)
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Maier: Ein moderner Hexenprozess. 561

zuversichtlichem, ruhigem Ton und gewandter Bede zu
vertheidigen weiss, will sich einer Eidesverletzung nicht
bewusst sein, indem er auf die ihm damals unvermuthet
kommende Frage des Amtsrichters, wie oft er schon dort gewesen
sei, momentan mit ebensowenig Sicherheit eine bestimmte
Zahl habe nennen können, als der Untersuchungsrichter
etwa angeben könnte, wie viele Protokolle er in
einem bestimmten Jahre unterschrieben habe.

Der Präsident hält ihm hierauf sein früheres Treiben
und seine Vorstrafen wegen Betrugs vor, die mit einer
Bestrafung im Jahre 1864 wegen „Missbrauchs des Wortes
Gottes" beginnen und meist Fälle betreffen, in welchen er
durch Beschwörungsformeln, Eäucherungen, eingegebene
Papierstreifen, auf welchen hebräische Wörter und geheime
Zeichen geschrieben standen, umgehängte Amulette und dergleichen
Mittel böse Geister resp. Hexen zu bannen
versucht hatte. Einem pensionirten Schullehrer z. B., der in
Folge von Träumen und „übernatürlichen Erscheinungen"
in seinem Haus einen Schatz vergraben glaubte, hatte er
vermittelst einer „Wünschelruthe" Anweisung zu Nachgrabungen
gegeben; einen Mann, dem sein Schwein gestohlen
worden war, durch abergläubischen „Hokuspokus"
in Täuschung versetzt; die Frau und die Schwiegermutter
eines Zeugen als Hexen bezeichnet, die „namentlich über
die jungen Sauen grosse Macht" hätten; einem Wirth in
Eningen, Ober-Amt Reutlingen, gerathen, einen mit unverständlichen
Zeichen versehenen Zettel vermittelst Schuhnägeln
an die Thüre seines Schweinestalls und darüber ein
Leder zu nageln, nachdem er selbst ein Kreuz hingenagelt
und einen Psalm gebetet hatte, damit im Stall „nichts
paseiren" könne. Mit einem kranken Pferd einer dort wohnenden
Wittfrau hatte er gleichfalls gebetet und ihm seine
beschriebenen Papierstreifen — in ungeraden Stunden zu
nehmen — eingegeben; obschon dasselbe noch am gleichen
Tage verendete, hatte er ausser Fahrgeld und Verköstigung
sich 1 Mk, 70 Pf. bezahlen lassen. Einem dortigen Waldschützen
, der noch immer fest überzeugt ist, Geister in
seinem Hause gehabt zu haben, hatte er Ruhe verschafft,
indem er mit seinem Taschenmesser ein Dreieck (Drudenfuss)
ins Holz der Hausthüre gemacht, den 91. Psalm gebetet
und hebräische Buchstaben in die Kammer- und Stubenthüre
geschnitzt hatte. Die Frage des Präsidenten, ob denn Zeuge
den „Geist" selbst gesehen habe, beantwortet derselbe dahin,
er selbst habe nur fortwährend poltern hören, aber seine Kinder
haben blaue Flämmchen bemerkt und auch einmal den
Geist gesehen; es sei seine verstorbene Schwester gewesen.

Psychische Studien. Norember 1896. 37


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