Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 563
(PDF, 187 MB)
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Haier: Ein moderner Hexenprozess.

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schon Geistliche solche Heilungen, wie er sie auch an
Menschen vornahm, mit ihrem priesterlichen Eide bestätigt
haben,*) Er beruft sich dabei mit überlegenem Selbst-
bewusstsein auf mehrere ihm gelungene Kuren an „besessenen"
Mädchen, die aus dem Irrenhaus ungeheilt zurückgekommen
und ganz wild gewesen seien, während sie nach seiner
Behandlung jetzt alles schaffen können, wovon sich ja
Jedermann selbst an Ort und Stelle überzeugen könne. Er
selbst verfasste ein dem Gericht vorliegendes und den
Geschworenen übergebenes „Kräuterbuch", das die von ihm
angewendeten Heilkräuter beschreibt Ueberdies fand der
Landjäger bei der Haussuchung noch verschiedene andere
Schriften über Sympathie, Alchymie, Wahrsagekunst,
geheime Philosophie des Ägrippa von Nettesheim, gutes und
böses Prinzip u. A., welche auf eingehendere Studien auf
occultem Gebiete hinweisen. Auch liegen Briefe mit Anfragen
vor, welche darauf hindeuten, dass der Zulauf
von fremden Personen in das abgelegene Dorf Belsen ein
grosser war und er nur dann nach auswärts kam, wenn er
dringend gebeten wurde.

Das Geheimzeichen, das er zur Vertreibung der bösen
Geister an die Thüren machte, bezeichnet er selbst als
dasselbe, welches die Israeliten vor dem Auszug aus
Aegypten an den Thürpfosten anbrachten, damit der Würgengel
an ihnen vorübergehe. Auf die Frage des Präsidenten,
woher er denn das wisse, giebt er die klassische Antwort:
— „Ich habe es studirt, und weiss es daher so gut wie
jeder andere Student." — Auch bestreitet er entschieden,
dass es sich dabei um Aberglauben handle, die Thatsachen
beweisen das Gegentheil. Bei dem Geisterspuk im Hause
des Waldschützen Robert Maier in Eningen seien damals
(vor vier bis fünf Jahren) die Leute aus dem benachbarten
Reutlingen massenweise hingeströmt und sogar Polizei und
Landjäger, die den Urheber des Unfugs eruiren sollten, vor
Schrecken durchgegangen. — Auf Veranlassung seines Ver-
theidigers macht der Angeklagte die interessante Mittheilung,
dass er zu seinem Glauben an böse Geister durch den
verstorbenen Universitätsprofessor Dr. Tafel (Bibliothekar
an der Universitätsbibliothek auf dem Schloss in Tübingen)
gekommen sei, der ihn drei Jahre lang in den geheimen
Wissenschaften unterrichtet habe. Staatsanwalt Yelin
bestätigt aus den Akten, dass eine Anfrage bei dem

*) Man vergl. hierzu die Kurze Notiz e) in „Psych. Stud.a Juli-
Heft 1895 S. 332 ff., „Kirchliche Zauberwirkungen und Hausgeister",
daselbst noch S. 322 ff., S. 308 ff., ferner Januar-Heft 1894 S. 43, August-
Heft 1895 S. 362 ff. - Der Sekr. d. Eed.

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