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Wittig: Der Spiritismus vor dem Düsseldorfer Schwurgericht. 579
Anzeigers No. 292 vom 20. Oktober er. und der folgenden
Nummern unseren Lesern so ausführlich wie möglich vorführen
wollen. Wir kommen damit in keinem Falle zu
spät, weil ja die „Tagespresse* die Schwurgerichtsverhandlungen
den meisten unserer Leser, je nach dem Standpunkt
ihrer Berichterstatter mehr oder weniger abgekürzt, bereits
bekannt gegeben hat und diese unsern Lesern nachträgliche
Berichterstattung nur ein etwas vollständigeres Bild zu geben
beflissen sein wird.
)!( Duell- und Ehrenbeleidigungs-Prozesse.
(Aus dem „General-Anzeiger" für Düsseldorf und Umgegend
No. 292 v. 20./10 1896 in Eckklammern-Verbindung mit dem
gleichzeitigen Berichten des „Leipziger Tageblattes" und der
jjKölnischen Zeitung4 ,)
Düsseldorf, den 19. October 1896,
Im October 1895, also vor Jahresfrist, wurde hier eine
„Psychologische Gesellschaft44 ins Leben gerufen, welcher als
Mitglieder active und inactive Offiziere, Kaufleute, Rentner,
Maler u. s. w. beitraten. Wenn die Gesellschaft Sitzungen
abhielt, machte der Vorsitzende die Anwesenden stets darauf
aufmerksam, dass man „unter Ehrenwort" sitze, d. h.
dass die Erschienenen auf ihr Ehrenwort verpflichtet seien,
keine „Pfuschereien und Fudeleien" zu treiben, damit die
reine Wahrheit auf dem Gebiete des Spiritismus ergründet
werde. Nach einer im Monat December vorigen Jahres
abgehaltenen Sitzung regte sich unter den übrigen Mitgliedern
der Verdacht, dass das Mitglied Referendar Dr. Ewers
"aus Düsseldorf, jetzt beim Landgericht in Saarbrücken]*)
sich Handlungen habe zu Schulden kommen lassen, welche
mit dem gegebenen Ehrenwort nicht übereinstimmten.
Dr. Ewers hatte nämlich behauptet, einem der in jener
Sitzung Anwesenden, einem Rentner, aus dessen Geldschrank
einen 1000 Mk.-Schein in die Tasche zaubern zu können.
Unter dem Stuhle des Rentners fand sich denn auch ein
1000Mk.-Schein vor, jedoch kein echter, sondern ein gewöhnlicher
Reclameschein. Die Mitglieder der Gesellschaft behaupteten
nun, Dr. Ewers habe den Schein mit sich gebracht
und dort hingeworfen, habe also gefudelt und mithin sein
Ehrenwort gebrochen. Dieser Verdacht gegen Dr. Ewers
wurde bei den Mitgliedern gestärkt, als sie sich einiger
Vorkommnisse aus früheren Sitzungen erinnerten, bei denen
es nicht* mit rechten Dingen zugegangen sein konnte, so-
*) Die in [Eckklammern gestellten Zusätze] sind dem Prozess-
Berichte des „Leipziger Tageblattes" entnommen. Zusätzen aus anderen
Blättern ist die betr. Ztg. beigesetzt.
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